Das Hohenzollernbad – ein unbequemes, schwieriges Denkmal

Der Tag des offenen Denkmals stand in diesem Jahr unter dem Motto „das unbequeme, schwierige Denkmal“. Dazu hatte der Bergische Geschichtsverein (BGV) zusammen mit der Kreisverwaltung zur Besichtigung des alten Städt. Schwimmbades gegenüber dem Kreishaus in Gummersbach, in der Stadt als Hohenzollernbad bekannt, eingeladen.

Begrüßung durch Frau Keil-Riegert

Begrüßung durch Frau Keil-Riegert

Die beiden Besuchergruppen wurden von Frau Gabriele Keil-Riegert, der Leiterin des Amtes für Immobilienwirtschaft bei der Kreisverwaltung, als Vertreterin des Hausherrn, begrüßt. Sie berichtete über die letzten Jahre des Bades, das erstmals in den 1980iger Jahren geschlossen wurde, aber 1988 nach Um- und Ausbauten unter großer Bürgerbeteiligung wieder geöffnet wurde. Bereits kurz danach kam es immer wieder zu Undichtigkeiten, sodass in der Presse immer wieder von „Tropfsteinhöhle“ gesprochen wurde. Diese Schäden bekam die Stadt allerdings nicht mehr in den Griff, daher wurde das Bad 1995 endgültig geschlossen. Hauptproblem ist dabei die stark funktionale Ausrichtung des Gebäudes, wodurch andere Nutzungsmöglichkeiten stark eingeschränkt sind.  Im Haupteingangsbereich des Hauptgebäudes war längere Zeit das Lokal „Bistro am Hexenbusch“  der Wirtin „Nula“ untergebracht. Wegen wachsender Gebäudeprobleme mußte „Nula“ 2006 schweren Herzens das Hohenzollernbad verlassen. Inzwischen gehört das Gebäude dem Oberbergischen Kreis, der auch nach weiteren Nutzungsmöglichkeiten sucht. Der in den 1980iger Jahren erfolgte Anbau wurde als Bürofläche und Sitzungssaal sehr gut angenommen. Die eigentliche Badehalle ist provisorisch hergerichtet, dient teilweise als Archivraum und im oberen Hallenbereich als Konzertraum.

In der alten Schwimmhalle

In der alten Schwimmhalle

Hier haben bereits zweimal jährlich als „Kleine Philharmonie“ Konzerte des Symphonieorchesters des Oberbergischen Kreises stattgefunden. Mehr ist allerdings derzeit aufgrund des andauernden Baustellenzustandes nicht möglich. Es soll auch noch versucht werden, die frühere Hausmeisterwohnung wieder als Wohnung nutzbar zu machen, damit das Gebäude wenigstens ständig bewohnt ist.

Im zweiten Teil der Besichtigung wurde von dem 1. Vorsitzenden des BGV, Dr. Alexander Rothkopf, über die Geschichte dieses Bades und auch über die generelle Geschichte des Badens ausführlich und interessant informiert. Das Gebäude wurde von dem bekannten Gummersbacher Architekten Heinrich Kiefer entworfen, gebaut und 1913 in Gegenwart eines großen Kreises an Honoratioren eröffnet. Der unermüdlichen Akquise von Carl Luyken um Spenden bei den begüterten Familien der Stadt kommt ein wesentliches Verdienst zu, dass das Bad überhaupt gebaut werden konnte. Es fügte sich in das Ensemble ein, das zuvor von der Oberrealschule und deren Turnhalle gebildet wurde. Das Bad war damals einzigartig in der näheren Umgebung und von hoher Bedeutung für die Jugendpflege, den Sport und die Volksgesundheit. Dies alles entsprach wohl auch dem erwachten Selbstverständnis der Bürgerschaft, daß man nun zu einer bedeutenden Stadt gewachsen war, die es mit Wuppertal, Remscheid und Solingen aufnehmen könne. Aber es war auch schon von Beginn an ein Kostenträger, der sich nicht alleine trug, sondern beständig aus der Stadtkasse unterstützt werden musste.

Die generelle Geschichte des Badens begann im Altertum, als in Rom und vielen großen Städten herrliche Badepaläste (Thermen) entstanden. In der Völkerwanderung ging diese Kultur unter.

Dr. A. Rothkopf beim Vortrag im Sitzungssaal

Dr. A. Rothkopf beim Vortrag im Sitzungssaal

Im Mittelalter hielt man sich eher vom Wasser fern.  In den frühen Badestuben der Neuzeit  wurde dann in großen Bottichen gebadet, wobei es beim gemeinsamen Baden beider Geschlechter wohl durchaus munter zuging. Dazu hatte der Bader als Betreiber häufig auch noch die Funktion eines Chirurgen und  Heilers für verschiedene Gebrechen. Diese Form des Badens förderte jedoch auch die Welle der seinerzeit aufkommenden Geschlechtskrankheiten, wodurch der Badebetrieb wieder einschlief. In der Barockzeit begnügte man sich an fürstlichen Höfen eher mit Pulver, Parfüm  und Wässerchen, die Körperhygiene war kleingeschrieben, Badezimmer und Toiletten fehlten in den Palästen, erst recht in Bürgerstuben und Bauernhäusern. Erst Aufklärung und Moderne führten in die heutige Entwicklung.

Die moderne Badeanstalt wurde dann 1842 in Liverpool erfunden. Hier wollte man durch Anhebung der Reinlichkeit und Körperhygiene den Choleraepidemien entgegentreten und bot in öffentlichen Badeanstalten Brause- und Wannenbäder an. Ab 1855 standen auch in Deutschland, in Hamburg und später in Leipzig, die ersten Badeanstalten zur Verfügung. 1880 wurden in Altena und in Essen diese Badeanstalten erstmals durch öffentliche Schwimmbecken zur körperlichen Ertüchtigung ergänzt. Dabei wurde aber streng getrennt nach Damen- und Herrenbad und erst deutlich später dann auch die Möglichkeit des Familienbades eingeführt.

Uwe Brustmeier wird nachdenklich

Uwe Brustmeier wird nachdenklich

In Gummersbach wurde 1899 beim Bau des 2. Krankenhauses an der Brückenstraße eine Badeabteilung im Dienste der Gesundheit im Haus integriert. Mit dem Bau des städtischen Schwimmbades wurde im Jahre 1913 auch hier das öffentliche Hallenbad als Schwimmbad eingeführt.

Text: Dieter Forst + Dr. Alexander Rothkopf, Fotos: Dr. Anna Rothkopf