Jahreshauptversammlung 2016 in Gimborn

Die Oberbergische Abteilung führte im Schlosshotel Gimborn ihre Jahreshauptversammlung durch. Im Vorspann berichtete der Vorsitzende über Jan Wellem, den Kurfürsten und Landesherrn aus dem Hause Pfalz-Neuburg anlässlich seines 300. Todesjahres. Danach folgten die Regularien. Nach Totenehrung und Ehrung langjähriger Mitglieder, sowie dem Bericht zu den Aktivitäten des vergangenen Jahres standen turnusgemäß die Wahlen an.

Der Vorstand bei den Regularien

Der Vorstand bei den Regularien

Nachdem der Vorsitzende nach 33 Jahren in diesem Amt nicht wieder antrat, wurde Marcus Dräger, der bisher schon jahrelang sein Vertreter war, in das Amt des ersten Vorsitzenden gewählt. Als kommissarischer 2. Vorsitzender wurde Gerd Pomykaj für ein Jahr gewählt. Herrn Dr. Rothkopf wurde satzungsgemäß der Titel des Ehrenvorsitzenden verliehen. Nach Vortrag der einzelnen Ressorts, Schatzmeister, Schriftführer und Rechnungsprüfer wurde dem gesamten Vorstand Entlastung erteilt. Für die gerade anlaufende Veranstaltungssaison stehen in den kommenden Monaten wieder eine Vielzahl an Terminen, Vorträgen, Lesungen, Erkundungen und Fahrten auf dem Programm des Vereins. A. R.
Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Vortragstext von Dr. Alexander Rothkopf als Vorspann zur Jahreshauptversammlung:

2016 hielt der Vorsitzende einen Vortrag über Johann Wilhelm II. von Pfalz- Neuburg, ( 1658-1716) den Kurfürsten und Landesherrn der Herzogtümer Jülich und Berg. Geboren 1658, also 10 Jahre nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges wuchs der junge Fürst in das Zeitalter des Absolutismus und der Konfessionalität hinein. Erzogen am Hofe in Düsseldorf machte er im Alter von 16 Jahren die Grand Tour mit Besuch der Höfe in Italien, Frankreich und England. Besonders beeindruckte ihn Ludwig XIV. , das Vorbild vieler Fürsten in Regierungsstil, Mode, Kunst und Ruhmsucht. Letztlich jedoch auf geringere Ressourcen angewiesen in einem zerrissenen Herrschaftsbereich, der noch von den Folgen von Krieg und Pest gezeichnet war, versuchte der Fürst den absolutistischen Stil seines Vorbildes nachzuahmen. Dazu gehörten die Unterdrückung der Stände, die merkantilistische Wirtschaftsförderung, aber auch prächtige Bauvorhaben und der Aufbau eines stehenden Heeres. Er setzte zeitlebens auf den römisch- deutschen Kaiser Leopold I. und hatte damit zugleich Frankreich und dessen Verbündete zum Feind, was sich in zwei Kriegen bitter rächen sollte: Der pfälzische Erbfolgekrieg zerstörte die Kurpfalz und der spanische Erbfolgekrieg wütete von der Donau bis an den Rhein. Geldmangel war bei dem verschwenderischen Fürsten an der Tagesordnung, trotzdem ließ er bauen, sammelte Kunstwerke, förderte Musik und Oper. Mit dem Kaiser stand er auch fest hinter der katholischen Konfession, Protestanten gehörten eher ins Lager seiner Feinde wie Brandenburg oder die Niederlande. Seine Allianzen wechselten aber je nach Vorteil, eine mühsam durchgehaltene Neutralität war in jenen Zeiten kaum aufrecht zu halten. Sie hätte dem Land Schonung vor umherziehenden Söldnerbanden bieten können. Freund und Feind waren darin gleichermaßen bedrohlich, lästig und destruktiv. Das Streben nach Rangerhöhung prägte sein Denken, zumal er sah, wie andere Fürsten in den Rang von Königen aufstiegen, was ihm nur zu gern auch gelungen wäre, wobei er ganz fantastische Pläne verfolgte, die seine Macht und Mittel überschritten. Am Ende seines Lebens wurde ihm die Anhänglichkeit an den Kaiser nicht gedankt, kinderlos nach zwei Ehen hinterließ er seinem jüngeren Bruder die Herrschaft über ein mitgenommenes Territorium, das nur mühsam einem Wiederaufbau entgegenging. Seine letzte Ruhe fand er im Mausoleum der St. Andreaskirche zu Düsseldorf, die sein Großvater hatte erbauen lassen. Sein Bensberger Jagdschloss hat nicht mehr bewohnen können. A. R.