Ostwestfalen – Klöster, Kirchen und Landesgeschichte

Den Anlass für 50 Mitglieder des BGV Oberberg nach Ostwestfalen zu fahren, bildete im Rahmen des 500. Reformationsjubiläums der Besuch der Ausstellung  „Luther 1917 bis heute“ im Kloster Dalheim in Lichtenau. Den Hintergrund dieser Ausstellung bildet die Idee, dass die ersten drei Reformationsjubiläen 1617, 1717 und 1817 alle rein theologischer Natur waren.

Einladung zur Ausstellung Luther 1917 bis heute

In den letzten hundert Jahren begann jedoch die politische Vereinnahmung Luthers von allen Seiten. Beginnend mit Durchhalteparolen im 1. Weltkrieg, dann die Instrumentalisierung durch die Nazis und später in der DDR bis hin zur Anlangung Luthers in der Marktwirtschaft mit Lutherbier und Luther-Playmobilfiguren. Nach zünftigem Mittagessen in der Klostergaststätte des ehemaligen Augustiner -Chorherrenstiftes ging es weiter nach Wewelsburg. Die einzige Dreiecksburg Deutschlands, erbaut vom Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg zwischen 1603 und 1609 erlangte unrühmliche Bekanntheit dadurch, dass Heinrich Himmler die Burg zum geistigen und scheinreligiösen Zentrum und zur Repräsentationsstätte der SS machen wollte und die Burg  durch Häftlinge des am Ortsrand des 2.000 Seelen Dorfes Wewelsburg gelegenen KZ Niederhagen umbauen ließ. Es kam zum Glück nicht sehr viel zur Ausführung. Die Sprengung durch die SS am Kriegsende überstand nur die Gruft und der SS-Gruppenführersaal im Nordturm. Nach dieser schweren Kost wandte sich die Gruppe wieder der länger zurückliegenden Geschichte zu. Es ging weiter zum ehemaligen Kloster Böddeken. Dort wurden wir gastfreundlich von den Eigentümern Herrn und Frau von Mallinckrodt empfangen. Die Familie von Mallinckrodt sitzt nun schon seit fast 200 Jahren und inzwischen sieben Generationen auf Böddeken. Die Geschichte Böddekens wurde uns anschaulich von Frau von Mallinckrodt geschildert. Sie geht zurück auf die Gründung  als Frauenstift im Jahre 836. Somit ist es das älteste Kloster des Hochstifts Paderborn. Seit Anfang des 15. Jahrhunderts war es ein Augustiner-Chorherrenstift und von ihm aus wurde das Kloster Dalheim 1429 nach dessen Niedergang wieder neu begründet. Somit schloss sich thematisch der Kreis zum Vormittag. Dann ging es weiter nach Büren, zur Besichtigung der Jesuitenkirche Maria Immakulata und des benachbarten Jesuitenkollegs. Eine Gründung die auf Mortiz von Büren zurückgeht.

Innenhof ehemaliges Jesuitenkolleg

Der letzte Edelherr von Büren trat in den Jesuitenorden ein und vermachte diesem in seinem Testament von 1640 seinen ganzen Besitz. Die Jesuitenkirche wurde nach den Plänen des kurkölnischen Baumeisters Franz Heinrich Roth zwischen 1754 und 1773 erbaut. Diese Kirche, deren Grundsteinlegung von Kurfürst Clemens August vorgenommen wurde und die durch ihre reiche barocke bzw. Rokokoausstattung unter den Norddeutschen Kirchenbauten besonders hervorsticht (sie wird in der Jesuiten-Fachliteratur in einem Zug mit den Kollegkirchen in Eichstätt und Dillingen genannt) wurde uns in einer ausgesprochen engagierten Führung durch Frau Ising aus Büren nahe gebracht. Somit haben wir uns thematisch nicht nur an der Geschichte der Reformation, sondern in gewisser Weise auch an der Geschichte der Gegenreformation abgearbeitet. Die vielen Eindrücke des Tages konnten zum Abschluss beim Kaffeetrinken im Hangar Quax am Flughafen Paderborn-Lippstadt Revue passieren. Im Hangar Quax stellt der  „Verein zur Förderung von historischem Fluggerät e.V.“ alte Maschinen aus und von der Besucherterrasse hatte man einen schönen Blick auf das Fluggeschehen dieses Regionalflughafens. Somit reisten wir auf der Zeitscala vom Jahre 836 über die Zeit von 1933 bis 1945 zur jüngsten Vergangenheit, denn der Flughafen Paderborn-Lippstadt nahm seinen Betrieb 1971 auf. Auf der Rückfahrt spiegelte sich dieses auch im obligatorischen Quiz, das drei fleißige Gewinner hervorbrachte.

Text: Marcus Dräger, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Weitere Informationen zum Klostermuseum Dalheim und zur Wewelsburg.