Ardennenfahrt nach Stavelot – Spa – Malmedy

Der Anlass, vor 100 Jahren Revolution in Deutschland und das Ende des Ersten Weltkrieges, führte den BGV Oberberg am 1./2.09.2018 mit rund 35 Mitgliedern und Gästen an den Ort, an dem die Ereignisse gut greifbar werden. Durch die Flucht des Kaisers ins Niederländische Exil und der Erkenntnis, dass der Krieg für Deutschland nicht mehr zu gewinnen sei. Im Großen Hauptquartier reifte dieser Gedanke bei Hindenburg und besonders bei Ludendorff. Aber auch landeskundliche Themen kamen nicht zu kurz.

Stavelot – Turmreste der Abtei

So startete die Gruppe mit der Besichtigung der Abtei in Stablo. Diese spätere freie Reichsabtei wurde 648 vom hl. Remaclus, dem Schutzheiligen der Ardennen gegründet und beherbergt heute drei Museen. Das historische Museum für die Abtei und ein Museum das sich mit der Geschichte der Rennstrecke von Francorchamps beschäftigt. Ein weiteres kleines Museum zeigt Leben und Werk des französischen Dichters Guillaume Appolinaire (1880-1919) ein guter Freund von Pablo Picasso, der den Sommer 1899 in Stavelot verbrachte und übrigens das Jahr 1901 als Hauslehrer in Bad Honnef. Nach Mittagessen im Kloster und einem Stadtrundgang ein Stück entlang der Amel, auf dem auch der für Belgien berühmte Karneval erläutert wurde, der immer zur Mitte der Fastenzeit gefeiert wird, ging es über Coo mit den zwei Wasserfällen, die im 15. Jahrhundert  (der Kleine) und im 18. Jahrhundert (der Große) von den Mönchen von Stavelot angelegt wurden. Kaiser Wilhelm ließ sich auf kleinen Autoausflügen von Spa auch dorthin fahren.

In Spa wurde die ambitonierte Ausstellung „Krieg & Friede – Spa und Europa 1914-1920“ in der Wandelhalle des Phouhon Pierre le Grand (Zar Peter der Große kurte sehr erfolgreich 1717 in Spa) besucht. Die Ausstellung zeigt mit vielen Bildern die Zeit der deutschen Besatzung als Lazarettstadt und Standort des Großen Hauptquartiers sowie den Ort der Konferenz von Spa, auf der vom 05. – 16.07.1920, im Gegensatz zur Konferenz in Versailles, Deutschland erstmals teilnahm und auf der über Reparationszahlungen Deutschlands an die Siegermächte sowie die Entmilitarisierung Deutschlands beraten wurde.

Spa – unser Hotel in der Kurstadt

Nach dem Bezug des Hotels in Balmoral folgte noch der kulinarische Höhepunkt der Reise, ein abendliches Drei-Gang Menü im Hotel.

Am Sonntagmorgen führte uns unser engagierter Stadtführer Herr Gaetan Plein durch Spa und öffnete so manche Türe für uns. Das Hotel Britannique ist heute ein Schulinternat und beheimatete 1918 die Büros Hindenburgs und Ludendorffs mit ihren Stäben. Die Säle in denen heute gegessen wird sowie die Treppenhäuser sind nur noch schwer vorstellbar mit feldgrauen Herren mit Aktentaschen. Der Luftschutzbunker im Keller war noch entsprechend sichtbar. Auch die Türen zu den großen Festsälen, in denen während  des Krieges Krankenbett an Krankenbett stand, und dem Kurtheater, öffnete uns Gaetan Plein. Die Mondänität des Ortes Spa, der schon seit dem 17. Jahrhundert Gäste aus ganz Europa anzog und dessen Name heute weltweit als Synonym für Wellness und Erholung steht, spiegelt sich in seinen Bauten.

Spa in der Belle Epoque

Einer der berühmtesten Söhne Spas ist der Zeichner Renier Roidkin (1684-1741). Eine der größten Sammlungen seiner Ansichten, vornehmlich aus dem Rheinland, war im Besitz der Grafen Nesselrode und ging Ende des 2. Weltkrieges auf Schloss Merten/Sieg verloren. Die Führung endete an der Villa Royal, dem Alterswohnsitz der belgischen Königin Marie Henriette, die 1902 in Spa starb, fern ihres Mannes Leopold II. der sich in Brüssel um sein Königreich Belgien und die Ausbeutung des Kongo kümmerte. Die Königin lebte in Spa mit ihren Pferden, Hunden und einem Papagei. Dabei war ihr liebster Briefpartner: Der Tierarzt. Dann ging es per Bus zum Chateau de la Fraineuse, der letzten Residenz Kaiser Wilhelms II. in Spa, in der er die dramatischen Stunden des 09. November 1918 erlebte. Am Originalschauplatz lasen wir aus dem Tagebuch des Adjutanten Sirgurd von Ilsemann einige Passagen zu diesem 09. November 1918, der auch die Gespräche draußen in der Halle schildert und wie der Kaiser vor dem Kamin sitzend sich viel zu lange weigerte abzudanken. Danach ging es über Haut-Neubois, der Residenz Kaiser Karls I. von Österreich nach Francorchamps zum Mittagessen in der Pit Brasserie, die ganz oben über der Boxengasse gelegen, einen tollen Blick über das Tal mit der Rennstrecke und bis 1918 auch der preußisch-belgischen Grenze bot.

Rennstrecke von Spa-Francorchamps

Gut gestärkt mit Lütticher Bouletten ging es über Malmedy, wo auch noch eine kleine Stadtführung stattfand, zur Burg Reinhardstein. Ein wunderbares Beispiel, wie man mit viel Enthusiasmus eine Burg sensibel wiederaufbauen kann und ein wunderschönes, liebevoll eingerichtetes Museum daraus machen kann. Das zeigte Prof. Overloop, der 1969 mit dem Wiederaufbau begann. Die Burg war ursprünglich Besitz der Herren von Weismes, zwischenzeitlich der Grafen von Nassau und letztlich der Grafen Metternich. Der Vater des Staatskanzlers Fürst Clemens von Metternich verkaufte die Burg an bürgerliche Besitzer und im weiteren Verlauf verfiel die Anlage. Passend zum Ausflug erschien die ZBGV. Im Aufsatz von Gräfin Nesselrode findet sich im Bildteil auf Seite IX in einem Fragment der Genealogie der Nesselrodes ein „Henricus de Nesselrod in Weyler“ Dieser Herr heiratete die verwitwete Maria, Erbtochter von Weismes, die in erster Ehe mit einem Zievel verheiratet war. Daher kamen die Kinder aus der Nesselrodschen Verbindung nicht zum Erbe und daher bleibt es auf Rheinardstein bei lediglich einem Burgherren Nesselrode. Auf dem Heimweg wurde kurz am Signal de Botrange gestoppt, wo der höchste Punkt Belgiens von 694 Metern noch mit einem kleinen Hügel auf 700 m angeschüttet wurde. Danach ging es bergab bis ins Oberbergische.

Text: Marcus Dräger  Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf