Stammtisch im Deutschen Raiffeisenmuseum Hamm/Sieg

Am 30.März 1818 wurde Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Hamm an der Sieg  geboren. Somit war die Gruppe des BGV Oberberg am 16. März 2019 noch knapp im 200. Geburtsjahr zu Besuch in seinem Geburtshaus. Der Besuch wurde aus dem Jahr 2018 ins Frühjahr 2019 verschoben, da das Raiffeisenmuseum frisch renoviert wurde und die Ausstellung zu Leben und Werk Raiffeisens neu konzipiert und gestaltet worden ist. Dafür gab es aus Mainz Landesfördermittel in Höhe von 300.000 €. Das gelungen Resultat konnte von der Gruppe bestaunt werden. Der junge Raiffeisen konnte in der armen Gegend des Westerwaldes und des Siegtales aus eigener Anschauung beobachten, wie schnell ganze Familien verarmten und sogar verelendeten, wenn nach schlechten Erntejahren genommene Kredite nicht zurückgezahlt werden konnten, Haus, Hof und Scholle an den Kreditgeber fielen und somit diese Familien oft wegzogen oder auswanderten. Auch in der eigenen Familie musste Raiffeisen miterleben, wie sein Vater schon früh krankheitsbedingt als Ernährer der Familie ausgefallen war und er selbst mithelfen musste seine Mutter und acht Geschwister über die Runden zu bringen. Somit sind in diesen Erfahrungen und seinem christlichen Lebensbild (sein Großvater war ev. Pastor in Hamm) die Wurzeln für sein späteres Engagement bei der Hilfe zur Selbsthilfe zu sehen, die der Genossenschaftsbewegung zugrunde liegen. Doch zunächst führte der weitere Lebensweg den siebzehnjährigen Friedrich Wilhelm Raiffeisen in seiner Militärzeit in die 7. preußische Artilleriebrigade nach Köln und mit 20 Jahren wird er zum Besuch der Inspektionsschule in Koblenz abkommandiert, wo er zum Oberfeuerwerker ausgebildet wird.

Während seiner Koblenzer Zeit verlebt er glückliche Tage mit Freunden im Schülerbund Euterpia, bei dem gesellige Abende, Dichterlesungen und Ausflüge auf dem Programm stehen. Als nach einem Augenleiden, das auch seine späten Jahre erschweren wird, klar wird, dass eine weitere Verwendung als Feuerwerker nicht möglich ist, greift, was damals in Preußen oft für pflichtgetreue Militärangehörige griff: Eine weitere Verwendung in der Zivilverwaltung. Nach einer Einführung in die Verwaltungskunst beim Koblenzer Oberpräsidium kommt er erst nach Mayen und wird dann als zunächst kommissarischer Bürgermeister für die Samtgemeinde Weyerbusch ernannt und später Bürgermeister in Flammersfeld. In diesen armen Westerwaldgemeinden entfaltet sich das ganze Engagement Raiffeisens. Besonders hervorzuheben sind neben der Gründung erster „Hilfsvereine“ besonders zwei Dinge. Zum einen erkannte er die prekäre Situation, in der sich die dörflichen Schulen befanden. Feucht, kalt, ohne sanitäre Einrichtungen.

Führungsbeginn an der Raiffeisenbüste

Er begann für den Neubau ordentlicher Schulen zu sorgen und somit einen ersten Grundstein für die Hebung der Bildung zu legen. Zum zweiten sorgte er für den Bau der sog. Raiffeisenstraße. Eine befestigte Straße von ca. 60 km Länge aus dem Westerwald zu den Städten am Rhein hin. Damit die Bauern nach mageren Erntejahren mit dem Verkauf nicht auf einige wenige Käufer vor Ort angewiesen waren, die die Preise drückten, sondern auch in der Lage waren, die Waren zu guten Preisen in den Städten zu verkaufen. Somit wurde bei diesem Besuch die Bedeutung dieses Mannes für den Westerwald deutlich. Aber auch die weltweite Bedeutung des Raiffeisenwesens wurde der Gruppe schnell klar, als der Museumsführer erläuterte dass viele Besucher aus Japan kämen, die zum Teil sehr gerührt wären, endlich einmal das Geburtshaus von Friedrich Wilhelm Raiffeisen besuchen zu können.

Das anschließende Kaffeetrinken fand in den dicken Mauern, bzw. im Gewölbekeller des Klosters Marienthal statt. Dieses ehemalige Franziskanerkloster geht auf einen Bildstock in der erste Hälfte des 15. Jahrhunderts und später eine kleine Kapelle zurück und ist bis heute ein wichtiger lokaler Pilgerort, im Besitz des Erzbistums Köln. Die Gründung geht auf den katholischen Grafen Salentin von Manderscheid zurück, der die protestantische Erbin der Grafschaft Sayn-Hachenburg heiratete. Diese Grafschaft entstand neben der Grafschaft Sayn-Altenkirchen 1652 durch Erbteilung der Grafschaft Sayn auf zwei Erbtöchter. Somit konnte die BGV Gruppe bei Kaffee und Kuchen auch noch etwas Nachbarschaftskunde betreiben in Form von Landesgeschichte des Westerwaldes.

Text: Marcus Dräger, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Weitere Informationen zum Museum.

Weitere Informationen zu Kloster Marienthal.