„Wir haben uns gerade erst warmgearbeitet – und nun kann es richtig los gehen“ – Jahreshauptversammlung des BGV Oberberg im Heimatmuseum Bergneustadt

Bei herrlichem Frühlingswetter trafen sich am 30. März 2019 mehr als 50 Freunde und Mitglieder des Bergischen Geschichtsvereins Oberberg zur diesjährigen Jahreshauptversammlung im Heimatmuseum in Bergneustadt. Der o. g. Ausspruch  des 1. Vorsitzenden Marcus Dräger bei seiner Wiederwahl, bezogen auf die 33jährige Amtszeit seines Vorgängers, trifft sowohl auf den Verein, der in diesem Jahr 95 Jahre alt wird, als auch auf seine Mitglieder zu, die es immer wieder schaffen, ein attraktives Veranstaltungsprogramm auf die Beine zu stellen und in unermüdlicher Forschungstätigkeit der oberbergischen Vergangenheit interessante Geheimnisse zu entlocken. Im Band 13 der „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“, der im Herbst dieses Jahres erscheint, kann sich der geneigte Leser wieder einmal davon überzeugen.

Obiges Motto könnte aber auch für den Veranstaltungsort, das altehrwürdige, aber mustergültig gepflegte Heimatmuseum – noch wesentlich älter als der Geschichtsverein – gelten, in dessen Saal eine prächtige Kaffeetafel mit selbstgebackenem Kuchen der Damen des Heimatvereins gedeckt war. Der Leiter des Museums Walter Jordan verwies in seiner Begrüßung auf die Geschichte des Hauses und den geplanten Erweiterungsbau, der mehr Platz für Museumsgegenstände und Besucher schaffen soll. Eine einmalige Besonderheit sei auch das Trauzimmer, in dem – einzigartig – an 365 Tagen im Jahr geheiratet werden kann.

Dr. Rothkopf über den Beginn der Weimarer Republik

Die Versammlung begann mit einem Vortrag des Ehrenvorsitzenden Dr. Alexander Rothkopf über „Zusammenbruch und Neubeginn 1918/19“, in dem er den dornenreichen Weg vom Ende des Kaiserreiches bis zur Etablierung einer parlamentarischen Demokratie in der Weimarer Republik skizzierte. Die alte Ordnung war zerbrochen, die Dynastien der deutschen Bundesfürsten waren fast geräuschlos aus dem politischen Leben geschieden, aber massive Spannungen zwischen den sozialen  Gruppen des Deutschen Reiches erschwerten einen Neuanfang beträchtlich. Hinzu kamen empfindliche Versorgungsengpässe, die Demobilisierung der zurückkehrenden Soldaten, die schwere Hypothek des Versailler Vertrages und das Weiterleben nationalistischer und klassenkämpferischer Strömungen, die die Schaffung einer stabilen Gesellschaftsordnung fast unmöglich machten.

Der Vortrag sollte Auftakt für eine kleine Ausstellung des BGV unter gleichem Namen sein, die vom 31. Juli 2019 an im Regionalforstamt Bergisches Land in Gummersbach für ca. vier Wochen zu sehen sein wird und in Selbstzeugnissen und Erinnerungsstücken diese schwierige, aber auch chancenreiche Umbruchsperiode wieder lebendig machen soll. Der Geschichtsverein freut sich über jede Art von Beiträgen aus der oberbergischen Bevölkerung, die zum Gelingen der Ausstellung beisteuern können.

Ehrung für 50 Jahre Mitgliedschaft – Helmut Hof

Die folgende Ehrung der diesjährigen Jubilare des Vereins wurde vom Vorsitzenden Marcus Dräger vorgenommen. Unser Mitglied Helmut Hof wurde für seine fünfzigjährige treue Zugehörigkeit zum Verein mit der goldenen Ehrennadel des BGV geehrt. Mit der silbernen Ehrennadel wurden zwanzig Jubilare für ihre 25jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.

Nach der Totenehrung – sechs Mitglieder waren im letzten Jahr verstorben – begannen die Regularien mit den Berichten des Geschäftsführenden Vorstands.

Der 1. Vorsitzende Marcus Dräger hob nicht nur das rege Interesse der Mitglieder an den zahlreichen Stammtischen, sondern auch an den überregionalen Mehrtagesfahrten  des Geschichtsvereins hervor. Diese Tendenz, historisch Interessierte an kulturell und politisch bedeutsame Orte zu bringen, soll auch in diesem Jahr fortgesetzt werden, u.a. mit einer Dreitagesfahrt nach Weimar, die nicht nur an 100 Jahre Weimarer Republik erinnern soll, sondern die Stadt auch im Spannungsfeld zwischen Klassik und Bauhaus zeigt. Darauf verwies auch der 2. Vorsitzende Dr. Uwe Bathe, der in einem kleinen Vortrag Entstehung und künstlerische Fernwirkung der Bauhaus-Architektur erläuterte.

Der Schatzmeister Volker Lang konnte für das vergangene Jahr eine stabile Kassenlage vermelden. Da aber Kostensteigerungen und zusätzliche Projekte und Angebote des Geschichtsvereins in Zukunft steigende Finanzmittel erfordern werden, hat sich der Vorstand entschlossen, die Mitgliedsbeiträge moderat von 23 auf 25 € für Einzelmitglieder und von 13 auf 15 € für Familienmitglieder zu erhöhen. Dieser Beschluss wurde einstimmig von der Mitgliederversammlung gebilligt.

Der 1. Schriftführer Harald Meißner sah trotz leicht rückläufiger Mitgliederzahl keinen Anlass zur Sorge. Es sei heute zwar schwieriger, jüngere Menschen für heimatgeschichtliche Themen zu interessieren, anderenfalls habe sich aber die Strategie des Vereins, auch mithilfe von Experten aus den lokalen Geschichts- und Heimatvereinen wissensbegierige Menschen des 21. Jh. mit historischen Orten und ihrer Vergangenheit vertraut zu machen und ihre Verwurzelung in heimatlichen Umfeld zu stärken, als zielführend erwiesen.

Innerhalb des Gesamtvereins mit seinen 4.000 Mitgliedern nimmt die Oberbergische Abteilung  nach den Abteilungen Wuppertal, Solingen und Rhein-Berg den vierten Rang ein. Gegenwärtig wohnen die meisten unserer 354 BGV-Mitglieder in Gummersbach/Bergneustadt (27,8%), Engelskirchen/Lindlar (17%), Nümbrecht/Wiehl (15,2%) und Reichshof (8,6%). Schwächer vertreten sind die Gemeinden im Süden und im Norden des Oberbergischen Kreises.

Auf Betreiben des Finanzamtes musste u.a. der § 12 der Vereinssatzung (Auflösung des Vereins) angepasst werden, als Nutznießer des Vereinsvermögens bei Auflösung oder Wegfall der Gemeinnützigkeit wurde der Oberbergische Kreis eingesetzt, die Mittel bleiben aber auch dann zweckgebunden für Belange der Heimatpflege. Die Mitgliederversammlung stimmte der Satzungsänderung einstimmig zu.

Bei den anschließenden Vorstandswahlen wurden der 1. Vorsitzende Marcus Dräger und der Schatzmeister Volker Lang einstimmig wiedergewählt. Für den ausgeschiedenen Kuno Will wurde Christian Bürgin, seit 2017 Leiter der Kreis- und Stadtbibliothek Gummersbach, in die auch der ca. 1.500 Bände umfassende Buchbestand des Vereins integriert ist, in den Beirat gewählt.

Text: Harald Meißner, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Heimatmuseum Bergneustadt.