Joseph Haydn und Köln?

Wien, Esterhaza, Eisenstadt und London, das sind die Orte, die man spontan mit Haydn assoziiert.  Was die Domstadt mit dem bedeutenden Komponisten Joseph Haydn (1732-1809) verbindet, lernte die 14-köpfige Gruppe des BGV Oberberg am 4. April 2019 bei einer Führung im Joseph Haydn-Institut durch den Leiter  Dr. Armin Raab. Das weltweit einzige Forschungsinstitut zu Werk und Leben Joseph Haydns gibt die Gesamtausgabe „Joseph Haydn Werke“ heraus und veröffentlicht die Schriftenreihe „Haydn Studien“. Das 1955 gegründete Institut befindet sich seit 1971 in einem beeindruckenden Gründerzeithaus im Agnesviertel und beherbergt dort eine Spezialbibliothek in der alle Literatur zu Haydn gesammelt wird, sowie ein Archiv mit ca. 370.000 Mikrofilmaufnahmen und ca. 180.000 Filmabzügen sowie zahlreichen Digitalisaten.

Bisheriger Bestand des wissenschaftlich aufgearbeiteten Werkes von Joseph Haydn

Die Gesamtausgabe der Werke Haydns ist inzwischen bei 109 Bänden angelangt, es folgen noch drei Bände. Diese moderne zeitgemäße Neuausgabe ersetzt eine erste Werkausgabe aus dem 19. Jahrhundert. Diese ersten Werkausgaben enthielten z.B. noch viele Werke, die nicht von Haydn sind, sondern ihm nur zugeschrieben wurden. Aufgrund Haydns großer Popularität, war es wohl für viele Komponisten lukrativ unter ihre Werke den Namen Haydn zu setzen um diese besser verkaufen zu können.  So zählt man heute 107 Symphonien von Haydn, aber 184 ihm zugeschriebene.  Bei den Messen sind es 13 echte Haydn-Messen und 200 ihm zugeschriebene. Somit ist eine wichtige Aufgabe der neuen Werkausgabe die Spreu vom Weizen zu trennen. Im 19. Jahrhundert entstanden in Deutschland Werkausgaben von Bach, Beethoven, Mozart und Schumann aus dem Gedanken der Denkmal-Idee heraus. Es sollten also nicht nur Herrscher in gegossener Form auf den Sockel gehoben werden, sondern auch bürgerliche Geistesgrößen Würdigung finden. Haydn bekam seine Werkausgabe erst mit der Gründung des Haydn-Institutes in Köln. Der Standort Köln geht sicher auch auf die Unterstützung Günter Henles zurück. Der Vorsitzende der Klöckner & Co. Unternehmensgruppe und Inhaber bzw. Gründer des Henle Musikverlages (auch MdB für den ehem. Rhein-Wupper-Kreis) besaß mit dem Verlag in Duisburg und München den Verlag, der die Haydn-Werkausgabe und die Schriften des Instituts herausgab und  finanziell unterstützte. Günter Henle war 1955 Gründungs- und Vorstandsmitglied  des Josef Haydn-Institut e.V.  Nach so einem lehrreichen Termin mit viel Zugewinn an musikwissenschaftlichen Wissen, blieb nur sich ganz herzlich bei Dr. Raab für den höchst interessanten Einblick in die Arbeit des Haydn Instituts zu bedanken.

Aus Oberberger Sicht brachte es der Ehrenvorsitzende Dr. Rothkopf beim Verlassen im Treppenhaus auf den Punkt:  „So was erlebt man nur mit dem BGV.“

Text: Marcus Dräger, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Weitere Informationen zum Haydn-Institut.