Barock und Bauernhof – BGV Oberberg besucht das herbstliche Eckenhagen

17 Mitglieder und Freunde des Bergischen Geschichtsvereins besuchten am 11. Oktober 2019 den Luftkurort Eckenhagen. Dieser Ausflug war bereits beim Jahresabschluss 2018, der damals im Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde stattfand, verabredet worden und führte die Gruppe zunächst zum dortigen Bauernhofmuseum, wo sie von Werner Valperz, dem Vorsitzenden des Heimatvereins, empfangen wurde.

Bauernhofmuseum Eckenhagen

Bei „Isenhardt´s Hoff“ handelt es sich um eine Hofanlage aus dem 18. Jh., die der Heimatverein Eckenhagen vor dem Verfall bewahrt und zwischen 1990 und 1997 in Eigenleistung und mit öffentlicher Förderung sorgsam restauriert hat. Valperz schilderte, mit welcher Begeisterung und Detailkenntnis sich das Ehepaar Kurt „Tuttes“ und Ursel Schöler um die authentische Einrichtung von Hof und Scheune gekümmert und die bäuerliche Kultur bis in die Gegenwart lebendig erhalten hat.

Ähnlich wie im Heimatmuseum Bergneustadt und in der Grünen Scheune in Drabenderhöhe wird dem Besucher in eindrucksvoller Weise vergangenes Leben, Wohnen und Arbeiten im ländlichen Raum vorgeführt. Dazu gehört auch, dass hier in regelmäßigen Abständen im wiederaufgebauten Backes nach alter Sitte Brot gebacken wird. Das in jedem Herbst veranstaltete „Kappesfest“ ist weit über den Ort hinaus bekannt, 70 Zentner Weißkohl werden schon Wochen vorher im Bauernhofmuseum für diesen Zweck eingelegt und an den Festtagen verkauft oder als Beilage deftiger Gerichte vor Ort verzehrt.

Bevor die Gruppe das Museum gründlich in Augenschein nahm, führte uns ein Mitglied der alteingesessenen Familie Isenhardt zur im ausgehenden 18. Jh. nach einem verheerenden Brand, dem ein Großteil der damaligen Gebäude Eckenhagens zum Opfer gefallen waren, neu errichteten Barockkirche. Isenhardt erzählte unterwegs, dass man einige unterirdische Gänge gefunden habe, die von den Bauern in unsicheren Zeiten wahrscheinlich als Zufluchtsweg zur Wehrkirche benutzt  worden waren.

Ev. Kirche Eckenhagen – Prinzipalstück

Besonderen Glanz verleiht dem großzügigen Kirchenraum das zwischen 1781 und 1794 entstandene Prinzipalstück, eine homogene Einheit von Altar, Kanzel und Orgel, beschirmt von einem prächtigen Schalldeckel, der dafür sorgt, dass das Wort Gottes in jedem Winkel der Kirche gehört wird. Allzu eifrige Prediger wurden und werden durch eine an der gegenüberliegenden Wand angebrachte Uhr daran erinnert, dass die Geduld ihrer Gemeinde nicht unendlich ist.

Eine kunstvoll gefertigte Holztafel mit eingefügtem Glockenklöppel erinnert in der Kirche an die bis heute in Eckenhagen zu festlichen Anlässen gepflegte Tradition des Beierns, bei der die sog. Beierleute auf dem Kirchturm über Seilzüge, mit denen sie die Glockenklöppel gegen den Klangkörper schlagen, festgelegte Rhythmen und Melodien spielen. In früheren Zeiten war diese Art des Glockenläutens nur Junggesellen vorbehalten, denn der Ausflug in den Glockenstuhl war nicht ungefährlich und verlangte eine gewisse Kondition. Allzu forsches Beiern konnte allerdings auch schon mal zum vorzeitigen (und teuren) Ende einer Glocke führen, die bei normalem Läuten ja nur den „Kuss“ des Klöppels gewohnt war.

Aus den Höhen der Spiritualität ging es danach zu irdischen Genüssen in den zu einem behaglichen Gastraum umgestalteten ehemaligen Kuhstall des Museumshofes, wo Frau Valperz mit ihren Mitstreiterinnen vom Heimatverein die Besuchergruppe mit Kaffee und frisch gebackenen Waffeln verwöhnte.

Text: Harald Meißner, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

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