BGV in Corona-Zeiten IV: Wildbergerhütte – Bergbau und Frömmigkeit

Leider geht uns in diesem Jahr auch unser Ausflug nach Wildbergerhütte verloren, der Prävention in Corona-Zeiten geschuldet. Gerne hätten wir den Ort im Oberbergischen besucht, Wildberg wurde 1258 erstmalig erwähnt und ist durch eine Tradition des Bergbaus geprägt, der nach Osten in eine Grenzregion stößt, die von verschiedenen Herrschaften und politischen und religiösen Unterschieden geprägt war (Kurstaat Köln, Herzogtum Berg, Herrschaft Hatzfeld).

Wir haben in unseren vorherigen Betrachtungen schon die heiligen Nothelfer kennengelernt, auf die die Menschen ihre Hoffnungen setzten als Retter oder Abwender von Gefahren. Für die Errettung oder Bewahrung vor einem plötzlichen Tode wurde die heilige Barbara angerufen. Offenbar war diese Todesart häufig an der Tagesordnung im Bergbau und bei der Pulverfabrikation, beides Handwerke, die sich im Oberbergischen häufig antreffen ließen: Steinbrüche gab es weit verbreitet, insbesondere aber auch Gruben für Eisenerz und Buntmetalle, in Wildberg auch für Silber. Kein Wunder, dass die Heilige der Bergleute, St. Barbara, hier ihre Anhänger hatte, die ihr Kapellen bauten. Bei der Pulverherstellung in den Betrieben von Wipperfürth oder Lambach blieben Explosionen nicht aus, führten zu katastrophalen Schäden und Todesfällen – da war eine Patronin gegen den plötzlichen Tod sehr gefragt. Auch der Transport des hier hergestellten Pulvers war extrem gefährlich, so dass hier auch ihre Hilfe auf den Wegen bedeutsam war.

In den bildlichen Darstellungen des Mittelalters, die auf Legenden über St. Barbara aufbauen, wird sie dargestellt als die Jungfrau mit dem Turm, dorthin ließ sie im 4. Jahrhundert ihr erboster Vater sperren, als sie sich weigerte, den ausgesuchten Bräutigam zu heiraten, und den Christen-Glauben annahm, sogar weite Kreise bekehrte. Historisch sichere Spuren für ihr Martyrium lassen sich nicht finden. So gilt sie mehr als ein Symbol der Standfestigkeit im Glauben, ihr konnten alle angetanen Qualen nicht den Glauben nehmen, für den sie sich entschieden hatte. So sollte es auch dem Gläubigen gehen trotz aller todbringenden Gefahren, die ihn unter anderem in gefährlichen Berufen umgaben.

Die Silbergruben, die der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel von Kaiser Friedrich Barbarossa mit dem Reichshof Eckenhagen erhielt, landeten im Laufe der Jahrhunderte bei den Erben der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg, seit 1609 bei den Herzögen von Pfalz-Neuburg, als letzter ließ Kurfürst Karl Theodor von Pfalz-Bayern mit dem Silber aus Wildberg Taler und Gulden prägen, die auch in der Umschrift noch einen Hinweis geben auf den Ursprung ihres Silbers, geprägt wurden sie aber in Mannheim.

Diese Stücke waren Sondermünzen, nicht das Übliche, da sie einen höheren Feingehalt an Silber enthielten, wie es die Münzgesetze der Zeit vorschrieben, ein Ruhmesblatt ihres Prägeherren, der soeben in die bayerische Erbfolge hineingerutscht war und noch um seine Anerkennung rang, wie der Warteschild erkennen lässt. Die Taler hat die Gemeinde Reichshof zu Jubiläumszwecken nachprägen lassen. Die Neuburger förderten sehr die katholische Konfession, die katholische Kirche in Eckenhagen geht auf sie zurück.

Die Hl. Barbara zeigt auch ein Kirchenfenster der St. Bonifatius-Kirche in Wildbergerhütte-Bergerhof, die in den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts von dem Dominikus-Böhm-Schüler Heinz Bienefeld geplant und erbaut und 1981 eingeweiht wurde. Mit diesem Bau lässt der Architekt die alte Bergbau-Tradition des Ortes wieder aufleben. Nicht Beton und Stahl dominieren, sondern Grauwacke und Sandstein, den Fußboden formen Pflastersteine, deren Herstellung im Oberbergischen ein wichtiger Erwerbszweig war. Rote Ziegelsteine erinnern mit den aus ihnen gebildeten Ornamenten an die Bauten der römischen Kaiserzeit, es gibt auch eine Fußbodenheizung.

All dies werden wir nächstes Jahr vor Ort auf uns wirken lassen. Der Bergische Geschichtsverein wünscht Ihnen weiterhin eine stabile Gesundheit und alles Gute.

Text: Dr. Alexander Rothkopf / Harald Meißner  Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

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