BGV in Coronazeit VIII – Medizingeschichte in Oberberg

Wir waren bei unseren Betrachtungen von den Ehrungen, die verdienten und vorbildlichen Persönlichkeiten durch Straßennamen zuerkannt wurden, ausgegangen und sind dabei auch auf etliche einheimische Ärzte gestoßen, deren Namen nach mehr als 100 Jahren oft unbekannt geworden sind, wenn nicht erklärende Zusatzschilder die Erinnerung auffrischen, wozu wir allgemein aufrufen. In Coronazeiten gilt dabei ein besonderes Interesse denjenigen, die Hervorragendes auf dem Gebiet der Seuchenbekämpfung geleistet haben. Deshalb muss hier auch der Wipperfürther Arzt Anton Aloys Pollender (1800-1879) genannt werden, der Entdecker des Milzbrandbazillus. Er trieb neben seiner Arbeit als Stadtarzt noch wissenschaftliche Studien chemischer und botanischer Forschung, wobei er sich modernster Mikroskope bediente. Als um 1849 eine Tierseuche bei Schafen und Kühen in Wipperfürth ausbrach, beschäftigte er sich mit dem Blut der Tiere und entdeckte dabei den Milzbrandbazillus, der auch durch infizierte Häute und Wolle Menschen in Gerbereien krank machte. 1855 veröffentlichte er seine Entdeckung zugleich mit dem Appell, zukünftig alle Krankheitsursachen auf chemisch-physikalische, d. h. naturwissenschaftliche Grundlagen aufzubauen. Damit war er ein Vorläufer von Robert Koch und Louis Pasteur, die sich beide später auch mit dem Milzbrand beschäftigten, der in landwirtschaftlichen Gegenden eine ernste Gefahr war. Lindlar und Wipperfürth ehren Pollender mit einem Straßennamen. A.R.

Fotos: Marcus Dräger, Porträt-Repro:  HGV Wipperfürth Erich Kahl

Link zum Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Wipperfürther Vierteljahresblätter, Nr. 113,      Dr. Pollender

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