Exkursion nach Wesel – eine Begegnung zwischen Vergangenheit und Gegenwart

GruppenfotoHaupttor40 Mitglieder und Gäste des Vereins starteten am 22.5.04 in Richtung Wesel, um sich vor Ort mit der Stadtgeschichte und der Bedeutung der Stadt für die ehemals preußischen Rheinlande bekannt zu machen. Von selbst geriet dabei das Schicksal der Stadt in den letzten Kriegswochen in den Blick, wo sie in wenigen Tagen zu 97% durch Bombardements und Kriegshandlungen zerstört wurde. Nur weniges überstand diese beinahe totale Vernichtung im Kampf um die Rheinübergänge. Einmal mehr wurde die lange wirtschaftlich und militärisch bevorzugte Lage der Stadt an der Lippemündung ihr zum Verhängnis.

Das wenige baulich Erhaltene aus preußischer und hanseatischer Zeit bekommt allerdings durch die Aufarbeitung der geschichtlichen Szenerie und die Einbettung, wie sie das vor Ort ansässige Preußenmuseum in der ehemaligen Zitadelle vorzüglich unterstützt, eine Kommentierung, wie man sie deutlicher und besser nicht wünschen kann. Wofür diese einst so erfolgreiche klevische und später rheinpreußische Stadt am Niederrhein geschichtlich steht, wurde dabei deutlich. Auch für Oberberger ergab sich eine Gelegenheit, die so unterschiedlichen Anteile ihres Rheinpreußentums vergangener Tage (über den jüngst erschienenen Aufsatz im letzten Band der „Beiträge zur oberbergischen Geschichte“ hinaus) geschichtlich zu verorten.

WiilibrordiDie nachmittägliche Stadtbegehung vertiefte nach einem Rundgang durch die Ausstellung in den Schillkasematten sowie der Besichtigung bedeutender Denkmäler in der Stadt die bereits am Vormittag mit einer Rundfahrt und in den Lippewiesen am Denkmal für die Schillschen Offiziere begonnene Erkundung. Ein Besuch im unterirdischen und oberirdischen Bereich der Kirche „Zu den heiligen Engeln“, erbaut auf den Resten eines alten Forts, das in den Kriegstagen als Luftschutzbunker diente, knüpfte an den Filmbericht über den Untergang Wesels und die Zeugnisse der Sammlung Abresch im Preußenmuseum eindrucksvoll an. Die Begegnung mit dem Willibrordi-Dom und seiner wechselvollen Geschichte, mit den Resten der preußischen Stadttore und ihren bildnerischen Aussagen, der Blick schließlich vom historischen Wasserturm über Stadt und Landschaft beendeten die erkenntnisreiche Studienfahrt, die einer Sonde in vergangene und gegenwärtige rheinische Zustände gleichkam.

Auch nach dem Abschied von der kundigen und hilfreichen Führerin weilten die Gespräche der Mitfahrenden lange bei dem Gesehenen und Gehörten. Der von einer Initiative vor Ort geplanten Restaurierung der imposanten Rathausfassade aus hanseatischer Zeit möchte man Erfolg wünschen, damit ein Weniges mehr von der alten Substanz sich in der Gegenwart spiegeln möge.
Einen Ruhepunkt eigener Art bildete auf der Rückfahrt die charmante Kulisse eines Wasserschlosses in der Nähe von Grevenbroich, ehe der letzte Teil der Heimreise angetreten wurde. (ha)