Mitgliederversammlung des BGV Oberberg im Dorfhaus Wallefeld

Nach einigen gescheiterten Anläufen konnte der BGV Oberberg am 2. Oktober 2021 im Dorfhaus Wallefeld eine gutbesuchte Jahreshauptversammlung für die Jahre 2020/21 abhalten. 39 Mitglieder des Vereins trafen sich in idyllischer Atmosphäre und vernahmen den Rechenschaftsbericht des Vorstandes. Außerdem stand eine Reihe von Wahlen in Vorstand und Beirat an.
Vor der Versammlung war ein kleiner Rundgang durch den immer noch sehr ländlich geprägten Ort mit vielen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern geplant. Der Vereinsvorsitzende Marcus Dräger wies auf die Stationen einer fast 900jährigen Geschichte hin, die Ersterwähnung fällt in das Jahr 1131.

Alte Topographie des Ortes

Eine große Bedeutung für den Ort hatte der Walbach, der im 19. Jahrhundert eine Knochenmühle und ein Hammerwerk mit Wasserkraft versorgte. Der Ortsname soll sich vom Adelsgeschlecht Wellefelden ableiten, karge Mauerreste der Burghäuser und die Ortsbezeichnung „Auf der Mauer“ deuten darauf hin. Ein altes Familienwappen (Pferdekopf mit Rosenornamenten) wurde 1931 von der preußischen Regierung dem 1896 gegründeten Verschönerungsverein verliehen.
Die Türkensteuerlisten aus dem 16. Jh. unterstreichen die wirtschaftliche Bedeutung des Ortes, hier wurden 20 Hofstellen gezählt (in Ründeroth nur 16). Wallefeld lebte aber nicht nur von der Landwirtschaft, sondern vom 16. bis ins 19. Jh. auch vom Eisenerzbergbau (Grubenfelder Kellerfeld, Sachsen, Zuckerberg, Haberg). Die Lage an der „Eisenstraße“ erwies sich beim Aufschwung des Ortes als hilfreich. Neben einer Gerberei besaß Wallefeld im 19. Jh. für zehn Jahre auch eine Brauerei, die bis nach Köln und Wuppertal lieferte.
Die wirtschaftliche Entwicklung nach der Reichsgründung 1871 förderte nicht nur Verkehrswegeausbau und Schulwesen sondern auch den allgemeinen Lebensstandard der Wallefelder Bevölkerung. Seit 1870 gab es eine eigene Post, 1882 folgte eine Sparkasse, 1891 die örtliche Wasserleitung und 1910 der elektrische Strom.
An gewerblichen Betrieben sind Krautpatschen, eine Ziegelbrennerei und vor allem die nach dem 1. Weltkrieg gegründete Maschinenbaufabrik Fawema zu nennen, die heute Verpackungsmaschinen in die ganze Welt liefert. Auch Alfred Heinrich Schütte, Mitbegründer des Kölner Werkzeugmaschinenherstellers Schütte, und Wilhelm Clemens, Mitbegründer von Schmidt & Clemens, haben in Wallefeld ihre Wurzeln.

Natur-Freibad Wallefeld

Der hohe Erholungswert von Wallefeld und Umgebung zog schon in der Kaiserzeit Kurgäste und Sommerfrischler an. Der Kölner Arzt Dr. Otto Schmidt betrieb bis 1955 ein „Biobad“ mit Moorbädern. In den frühen 1930er Jahren baute der Verschönerungsverein das noch heute existierende Naturbad. Ausflüge mit Bussen erschlossen den Erholungssuchenden, die sich auch gern an den jahrhundertealten „Kaffeetrinkerlinden“ trafen, auch die Schönheit anderer oberbergischer Regionen.
Die Hauptversammlung des Vereins begann mit dem Gedenken an die 2019 und 2020 verstorbenen Mitglieder.

Geehrte Mitglieder – eingerahmt vom 1.u.2. Vorsitzenden – v. l. Marcus Dräger, Günter Benz, Volker Vorländer, Dirk Pflitsch, Peter Vogt. Dr. Uwe Bathe

Anschließend wurden die Jubilare der Jahre 2020 und 2021 mit der Goldenen (50 Jahre Mitgliedschaft) oder der Silbernen (25 Jahre) Vereinsnadel geehrt. Günter Benz, Dirk Pflitsch, Peter Vogt und Volker Vorländer nahmen Urkunde und Nadel persönlich entgegen, die anderen Jubilare erhalten ihre Auszeichnung per Post.
In seinem Bericht verwies der Vorsitzende Marcus Dräger auf die schwierigen Monate der Corona-Pandemie, die die Vereinsaktivitäten weitgehend zum Erliegen gebracht haben. Auch eine Umsetzung des Programms in diesem Jahr sei nicht möglich gewesen. Trotzdem gelang es dem Geschichtsverein, einige kleinere Veranstaltungen durchzuführen (Bremm-Vortrag über den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, Besuch der Villa Kohlgrüber am Tag des offenen Denkmals, Willkommenstreff für Neumitglieder in Gimborn). Besonders hob Dräger auch die auf der Vereins-Webseite veröffentlichten Corona-Briefe des Ehrenvorsitzenden Dr. Alexander Rothkopf hervor, die sich mit der Geschichte der oberbergischen Medizin und ihrer Protagonisten befassten und allen Mitgliedern als Jahresgabe übersandt wurden.
Ein weiterer Schwerpunkt der diesjährigen Vereinsarbeit war die Vorbereitung des Bd. 14 der „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“. Zu diesem Projekt fanden sich viele altbewährte und frischgebackene Heimatforscher mit einem breiten Spektrum interessanter Themen zusammen. Das Buch soll mit einer Auflage von 300 Exemplaren gedruckt und nach seiner Vorstellung im November über den Verein und die oberbergischen Buchhandlungen verkauft werden.

Neuer Rechnungsprüfer Hans Gries

Im Anschluss folgte der Kassenbericht des Schatzmeisters Volker Lang für die Jahre 2019 und 2020. Während das Jahr 2019 noch durch Herstellungskosten für Bd. 13 der „Beiträge“ und durch Zuschüsse für Exkursionen und Veranstaltungen belastet war, bescherte das Corona-Jahr dem Verein wegen seiner wesentlich geringeren Ausgaben einen deutlichen Überschuss. Die Richtigkeit des Kassenberichtes wurde von den nach dem Tod von Elsbeth Reinhold und dem Rücktritt von Wilhelm Ehrenstein vom Vorstand beauftragten Kassenprüfern Hans Gries und Christa Forst bestätigt. Beide Kassenprüfer wurden von der Mitgliederversammlung für ein weiteres Jahr gewählt. Gleichzeitig wurde der Vorstand von der Versammlung für die beiden Geschäftsjahre 2019 und 2020 entlastet.

Der Bericht über die Mitgliederentwicklung durch den 1. Schriftführer Harald Meißner zeigte, dass Aus- und Eintritte der beiden letzten Jahre gleich waren, nur die Sterbefälle konnten nicht ausgeglichen werden. Anfang 2019 hatte der Verein 348 Mitglieder, Ende 2020 waren es noch 335. An den regionalen Schwerpunkten hat sich ebenfalls wenig geändert. Gummersbach und Engelskirchen sind Spitzenreiter, dann folgen Reichshof, Wiehl, Nümbrecht und Waldbröl, die Peripherie (z.B. Morsbach, Wipperfürth) ist unterdurchschnittlich vertreten.
Danach standen die Wahlen von Vorstands- und Beiratsmitgliedern auf dem Programm. Dr. Uwe Bathe (2. Vorsitzender), Harald Meißner (1. Schriftführer) und Hans Gerd Menne (2. Schriftführer) wurden von der Versammlung in ihren Ämtern bestätigt. Gleichzeitig bestätigt wurden die Beiratsmitglieder Jutta Funke-Heuser, Elisabeth Klinkert und Dieter Forst, der weiterhin die Geschäftsstelle des BGV Oberberg leitet. Neu in den Beirat wurde Michael Herbstritt-Jungbluth gewählt.
Zu Delegierten für die Mitgliederversammlung des Gesamtvereins wurden Dr. Uwe Bathe, Volker Lang, Manfred Keimer und Dr. Alexander Rothkopf gewählt (Ersatzdelegierte: Dr. Anna Eiter-Rothkopf, Sabine Lang, Hans Gerd Menne).
Dr. Uwe Bathe machte im anschließenden Ausblick deutlich, dass der Geschichtsverein sich in Zukunft stärker um die jüngere Generation kümmern müsse, und regte eine Plattform auf Facebook, Instagram und in anderen sozialen Medien an. Auch eine Ansprache mit Videoclips in YouTube sei denkbar. Ein weiteres Instrument, Kontakte mit Mitgliedern zu vertiefen, könnten regelmäßige Kamingespräche mit Historikern und Kulturexperten an historisch bedeutsamen Orten im Oberbergischen sein.
Aus der Versammlung wurde der Wunsch geäußert, stärker als bisher Orte im Oberbergischen Kreis und der näheren Umgebung zu besuchen. Im Augenblick wird auch geprüft, wie die ausgefallenen Veranstaltungen zum Engels-Jahr nachgeholt werden können.
Zum Ausklang gab es noch einen Vortrag von Dr. Alexander Rothkopf: „Wer den Pfennig nicht ehrt…“ Ausgangspunkt waren Bestrebungen in der EU, die zunehmend als lästig empfundenen 1- und 2-Cent-Stücke abzuschaffen. Der Handel klagt über enormen Zeitaufwand beim Zählen und beachtliche Gebühren der Banken bei der Gutschrift des Kleingeldes. Außerdem koste die Herstellung der Münzen mehr als ihr Nennwert, immer wieder müssten neue Münzen geprägt werden, weil die Verbraucher sie lieber zu Hause horten, als sie aus dem Portemonnaie in Umlauf zu bringen.
Dr. Rothkopf spannte den Bogen von der Prägung der ersten Münzen aus der Gold-Silber-Legierung Elektron durch den Lyder-König Krösus im 7. vorchristlichen Jahrhundert bis in unsere Zeit. Schnell setzten sich in Griechenland auch Silbermünzen als ideales Tauschmittel durch, der Handel profitierte von der kleineren Stückelung der Münzen. Alexander der Große stärkte den Bestand seines Reiches durch eine einheitliche Münzwährung. Auch die Römer erkannten die Bedeutung der kleinen Münzen in Wirtschaft, Verwaltung und Militär.
Seit der karolingischen Münzreform 780 gab es im Reich den Denar oder „Pfennig“ (240 Denare wurden aus einem Pfund Silber geschlagen). Eine der bedeutendsten Münzstätten war Köln, hier wurde der Kölner Pfennig (vom 11. Jh. an wurden aus der Kölner Mark (= 234 g Silber) 144 Denare geprägt, die bis ins 18. Jh. hohes Ansehen besaßen. Nach und nach wurde der Kölner Pfennig aus Kupfer hergestellt.
Der Wert der Münzen wurde auch im Mittelalter vom (zunächst ausschließlich königlichen) Münzrechtinhaber (Münzregal) garantiert. Die Prägung von Münzen konnte von den Herrschern auch übertragen werden. Für den Handel der oberitalienischen Städte, aber auch für die großen Städte im Reich war es wichtig, Münzen prägen zu können, die überall angenommen werden und ihren Wert behielten.
Die Vielfalt der Münzen und ihrer Herausgeber belastete allerdings den Warenaustausch zunehmend, Münzreformen blieben weitgehend wirkungslos. Noch im 19. Jh. litt Deutschland unter einer Vielzahl von Währungen, die aufwändig und gebührenpflichtig umgerechnet werden mussten und neben den ebenfalls zahlreichen Zollgrenzen den innerdeutschen Handel empfindlich störten. Erst deren Vereinheitlichung im Kaiserreich nach 1871 führte mit zu einem stabilen Wirtschaftsaufschwung. Schon im 16. Jh. hatte man den Reichstaler als Leitmünze eingeführt, er blieb neben der Hauptwährung Mark noch bis ins frühe 20. Jh. in Umlauf (= 3 Mark).
Mit dem Werterhalt gab es aber nicht nur in Kriegszeiten, in denen Söldner mit immer schlechteren Münzen mit reduziertem Edelmetallgehalt bezahlt wurden, auch finanzierte mancher Fürst seinen allzu üppigen Lebenswandel auf diese Weise.
Dr. Rothkopf zeigte in seinem Vortrag auch, dass es immer ein bestimmtes Verhältnis der kleinsten zur größten Münze der jeweiligen Währung gegeben habe. In der Nachkriegszeit war die größte Münze das 5-Mark-Stück, dem 500 Pfennige entsprachen. Wenn jetzt in der EU die kleinsten Münzen entfallen, kann dies bei der Aufrundung der Preise durchaus zu Lasten des Verbrauchers gehen, sein Geld verliert mehr oder weniger an Wert.
Aber vielleicht ist das im Zeitalter der Digitalisierung nur eine marginale Erscheinung. Immer öfter wird ja über die Abschaffung des gesamten Bargeldes nachgedacht. Dann fehlt aber auch die antibakterielle Reinigungskraft der kleinen Kupfermünzen in unseren Geldbörsen.
Text: Harald Meißner Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Klicken Sie auf das erste Bild, und die Bildergalerie öffnet sich mit vergrößerten Abbildungen!