Auf den Spuren von 15 Löwen im ehemaligen Bergbau Kaltenbach

KaltenbachAm 14.April machten sich Mitglieder und Gäste der Abteilung Oberberg des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) nach Kaltenbach auf, um an der Grenze zwischen Mark und Berg die Spuren des früher intensiven Bergbaus zu besichtigen.

Bei trockenem Wetter ging es nach einem Einführungsvortrag unter der Führung des alteingesessenen Hans Otto Müller in den Schimmelhau. Hier konnten beim Aufstieg noch die Reste der großen Gruben besichtigt werden, die von dem früheren Abbau der Grube „15 Löwenpfähle“ noch geblieben sind. Diese Grube hatte der Landwirt Peter Kauert 1710 mit einigen Konsorten wieder in Betrieb genommen, nachdem sie mehr als 50 Jahre stillgelegt und damit wieder frei geworden war. Es dauerte dann aber bittere neun Jahre, die ihn an den Rand des Ruins brachten, bis er in einem besonders trockenen Sommer tatsächlich auf beträchtliche Mengen Eisenstein stieß. Die Konsorten waren inzwischen mutlos geworden und wieder ausgeschieden. Auch Peter Kauert hatte sein letztes Rind verkauft, um Helfer bezahlen zu können. Im Sommer 1719 gab es eine lange anhaltende Hitze und der Wasserstand in der Grube fiel so tief, dass er die Eisenstein-Vorkommen entdecken und den folgenden Abbau vorbereiten konnte. Seine Rechte ließ er sich durch die Kennzeichnung des Gebietes im Ober-Kaltenbach durch das Setzen von 15 Grenzpfählen, die mit einem Löwenkopf gekennzeichnet waren, vom Bergvogt bestätigen und sichern.

Lambeck-HausDurch die Anlage einer großen Wasserkunst schuf er die Voraussetzungen zum Abbau. Die sog. Wasserkunst bestand aus einem 7m hohen Wasserrad am Kaltenbach, von dem aus über lange Gestänge dann die Pumpen zum Entwässern der Grube angetrieben wurden.
Solche Erfolge erzeugten natürlich Neid und so gab es über viele Jahre Streit mit den Besitzern der Nachbargruben, die versuchten, in das Abbaugebiet des Peter Kauert durch heimlich vorgetriebene Stollen einzubrechen. Diese Streitigkeiten waren schwierig beizulegen, weil der Kaltenbach die alte Grenze zwischen den Grafschaften Mark und Berg darstellte und beide Herrschaften an den Gruben verdienen wollten.
Darüber hinaus war Kauert durch die von ihm geförderte hohe Qualität und die beachtlichen Menge des Eisensteins in der Lage, die weitere Verarbeitung sowohl in einer eigenen Hütte zu schmelzen, als auch die Hütten von Ründeroth und Engelskirchen gegeneinander auszuspielen und so höhere Erträge zu erzielen.
Peter Kauert hatte bis an sein Lebensende zahlreiche Klagen und Anordnungen abzuwehren. Er verstarb im März 1750 und hinterließ seinen Kindern ein Vermögen von 80.000 Reichsthalern und für die nächsten Jahre eine weitere Ausbeute von rund 6.000 Rthl. pro Jahr. Die Streitigkeiten konnten erst 1786 in einem Vergleich zwischen den Erben Kauert und dem kurfürstlichen Hof beigelegt werden. Welchen Reichtum dieser Nachlaß bedeutete, kann man daran erkennen, dass z.B. ein durchgehend beschäftigter Handwerker einen Jahreslohn von ca. 80 Rthl. erzielte und 10 Zentner (500 kg) Kartoffeln etwa 8 Rhtl. kosteten.
Bei der weiteren Wanderung im Schimmelhau wurden auch noch die Schmelzplätze der Erzhütten besucht, auf denen heute noch Schlackereste zu finden sind. Es wurde dabei auch auf die negativen Seiten dieser Ausbeutung hingewiesen. So gab es z.B. den jetzt frisch ergrünenden Wald damals nicht, denn der war in weitem Umkreis abgeholzt, um Holzkohle für die Verhüttung zu gewinnen. Auf dem Rückweg wurde bei den heute teilw. noch vorhandenen Schlämmteichen erklärt, dass es früher oft große Probleme gab, wenn der Kaltenbach den ausgespülten Schlamm in die Agger transportierte und dies zu Fischsterben und weiteren Problemen führte.

Lambeck-KellerZum Ausklang dieser höchst interessanten Geschichtswanderung gab es dann noch ein Kaffeetrinken im Gewölbekeller des schönen alten Fachwerkhauses, in dem der frühere Ründerother Bürgermeister Heinrich Lambeck in seiner Amtszeit (1817-1841) seinen Amtssitz hatte.

(Dieter Forst, Fotos BGV)