Up Much aan! Stammtisch in Much.

26 Geschichtsfreunde trafen sich am 22. Juli 2018 in Much –  in unserer Nachbarschaft im Rhein-Sieg Kreis – mit dem Historiker Hartmut Benz zur Ortsführung. Start war an der katholischen Kirche St. Martinus.

St. Martin teilt den Mantel

Hier wurde eine Vorgängerkirche schon 1131 in einer Urkunde des Cassius-Stiftes Bonn genannt. Die Gruppe besichtigte die schöne Ausstattung der Kirche, darunter ein gotisches Sakramentshaus, ein Holzkreuz aus dem 13. Jahrhundert, ein romanischer Taufstein und eine barocke Kanzel. Die Besonderheit ist, dass diese Kirche niemals evangelisch war. Der Versuch eines Pastors, ohne große Vorankündigung, quasi durch die Hintertür die Reformation einzuführen, indem er die Messe auf Deutsch las und die Kommunion in beiderlei Gestalt austeilte wurde schnell von den Damen des Ortes vereitelt, indem der Pastor tumultartig während der Messe durch die Kirchentür hinausgeworfen wurde. Am bergischen Löwen im Mucher Gemeindewappen ist abzulesen, das Much schon sehr früh zum Herzogtum Berg gehörte – Amt Windeck. Nach dem „Kirchgang“ führte der Weg zur Wasserburg Overbach. 1487 erstmals mit Heinrich von Overbach erwähnt. Das Haus ist eng mit zwei Oberbergischen Familien verbunden, da es lange im Besitz der Familie von Omphal und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Besitz der Grafen Nesselrode war, bis die Gebäude an den Golfclub verkauft wurden.

Burg Overbach

Auch die berühmte Geschichte der „Mucher Heufresser“ wurde noch erläutert. Es handelte sich um eine Wette zwischen Pastor und anderen Honoratioren, dass der Pastor seine Schäfchen zum Heu fressen bekommen sollte. Dieses schaffte er, indem er behauptete, geweihte Heilkräuter aus Rom bekommen zu haben, deren Verzehr vor allen möglichen Unbilden schützen solle. Das ließen sich die Mucher natürlich nicht entgehen. Der Pastor gewann die Wette und die Mucher kamen zu ihrem Beinahmen „Heufresser“. Hartmut Benz stellte in gewohnter Weise wissenschaftlich korrekt, sehr unterhaltsam und kurzweilig und über weite Strecken mundartlich original die Geschichte Muchs dar. So haben alle Teilnehmer, die Much bisher fast immer nur von der Durchreise kannten, den Ort besser kennen gelernt. Die schöne Exkursion klang mit den Kirchenglocken bei bergischen Waffeln und Eis auf dem schattigen Kirchplatz aus.

Text: Marcus Dräger, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf