Wie das Eisen gemacht wurde – der BGV Oberberg besucht die Wendener Hütte im Sauerland

Am 17. August 2019 trafen sich 20 Mitglieder und Freunde des Bergischen Geschichtsvereins an einem der interessantesten Industriedenkmäler der Region. In der Wendener Hütte wurde schon im frühen 18. Jh. Roheisen produziert. Die Hochofen-Anlage, 1809 erneuert und erweitert, gehört damit zu den ältesten Produktionsstätten ihrer Art in Deutschland. Sie war fast 150 Jahre in Betrieb und konnte über diesen Zeitraum erfolgreich der Konkurrenz aus dem Siegerland Paroli bieten. Erst 1866 wurde der Betrieb eingestellt, nachdem die von der billigeren Steinkohle vor Ort profitierenden Hüttenwerke im Ruhrgebiet kostengünstiger und in größeren Mengen liefern konnten.

Ankunft vor dem Museum Wenden

Bis dahin aber hatte sich das Hüttenwerk in Wenden nach einem schwierigen Start gut entwickeln können. Der Unternehmer Wilhelm Remy, der sich ursprünglich nur als Investor an der Eisenhütte beteiligen wollte, fand sich einige Jahre später als Besitzer wieder, nachdem er durch wiederholte Finanzspritzen den Betrieb vor dem Ruin bewahrt hatte. Bis zur Stilllegung im 19. Jh. blieb die Wendener Hütte dann im Besitz der Familie. Sie verstand es mit Hilfe fähiger Spezialisten und durch kluge Investitionen in die damals moderne Ofentechnik effektiv und gewinnbringend zu arbeiten. Das um 1820 gebaute großzügige Verwaltungs- und Wohngebäude lässt die Größe des Geschäftes und den Wohlstand der Besitzer erahnen. Die Eisenprodukte wurden nicht nur in die nähere Umgebung (Sauerland, Bergisches und Märkisches Land, Siegerland) verkauft, sondern auch ins Ausland (Niederlande) geliefert.
Auf dem Weg durch das Industriedenkmal wurden die einzelnen Schritte der Roheisenherstellung im 18. und 19. Jh. gezeigt. Die Führung begann am Kohleschuppen, wo die in Wenden ausschließlich verwendete Holzkohle als Brennmaterial, das Eisenerz, in dem das Eisen als Eisenoxid oder als Eisencarbonat eingelagert war, und das Zuschlagmaterial (in Wenden: Tonschiefer; der Zuschlag band unerwünschte Stoffe im Erz und senkte die Schmelztemperatur des Eisens) gelagert und getrocknet wurden.

Gang zum Hochofen

Auf dem Möllerboden wurden bei Beginn der Hüttenreise (ein über Monate laufender Produktionszyklus) die Materialien gemischt und über die Gichtbühne in den Kopf des Hochofens eingefüllt. Die für den Schmelzprozess notwendige Betriebstemperatur von 1100-1200 Grad wurde nicht allein durch die Verbrennung der Holzkohle erreicht, sondern erst durch das Einblasen erhitzter Luft ermöglicht. Hierfür waren mit Wasserrädern betriebene Windkästen und Blasebälge notwendig. Damit man auch in Trockenperioden genügend Wasser hatte, legte man Teiche als Zwischenspeicher an.
Die Wasserkraft der nahe gelegenen Bigge benötigte man aber auch für die Betreibung des Hammerwerkes, denn das abgestochene Roheisen hatte einen zu hohen Kohlenstoffgehalt. Dadurch war es spröde und kaum zu bearbeiten. Erst die Technik des Frischens erlaubte es, aus Roheisen formbaren Stahl zu machen, indem durch wiederholtes Hämmern und Erhitzen in großen Essen der Kohlenstoffanteil unter 2% gedrückt wurde.
Gefährlich war die Arbeit am Hochofen auch, beim Verhüttungsprozess entstanden giftige und teilweise explosive Gase, das Dach des Ofengebäudes musste während der Kampagne wegen der Brandgefahr abgedeckt werden. Nach der Hüttenreise wurde der Hochofen eine Zeitlang stillgelegt, um schadhafte Steine in den Ofenwänden auszutauschen.

Gusseiserene Vase für Johann Moritz von Nassau

Absatzprobleme hatte die Hütte in ihrer Blütezeit kaum. Nicht nur die Waffenproduktion verlangte immer hochwertigere Stähle, im Olper Raum war die Nachfrage nach Eisenblechen stark gestiegen, die man zu Kochtöpfen, Werkzeugen und weiteren Gebrauchsgegenständen verarbeitete. Eisen hatte aber auch eine dekorative Funktion, man denke nur an kunstvoll verzierte Ofenwände und Herdplatten oder an imposante schmiedeeiserne Zäune und Portale.
Wer außerdem mehr über die Geschichte des Hüttenwesens erfahren möchte, kann sich im 2007 eröffneten Museumshaus informieren. Hier gibt es auch die Möglichkeit zum Kaffeetrinken, wovon sich die Gruppe nach ihrem Rundgang gern überzeugt hat.

Text: Harald Meißner, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Museum Wendener Hütte