Zu Gast bei den Siebenbürger Sachsen

Siebenbürgen2007FranchyAm 20.4.07 empfing uns im Hermann Oberth-Haus zu Drabenderhöhe, auch Heimathaus genannt, Herr Pfarrer Franchy im Namen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen. Seine Führung begann dort, wo sich die Landsmannschaft u. a. ein kleines Museum eingerichtet hat, das von der Geschichte der Siebenbürger in Exponaten, Schautafeln, Modellen und Fotos berichtet. 

Siebenbürger20Trachten2007Ab 1966 kamen zunehmend Aussiedler der Siebenbürger Volksgruppe aus Rumänien hierher und fanden in Drabenderhöhe eine neue Heimat. Sie bauten dabei fast einen neuen Stadtteil der entstehenden Stadt Wiehl auf. Der Abschied aus der alten Heimat fiel den meisten nicht leicht, da er unter unwürdigen Bedingungen geschah. Die Bildung einer festen Gemeinschaft in fremder Umgebung entsprang dem Wunsch, die eigene Identität, die in einer 900- jährigen Geschichte gewachsen war, nicht zu verlieren. Bunte Volkstrachten erinnern noch jetzt in der Heimatstube daran, dass die deutschen Siedler über Jahrhunderte mit ihren ungarischen und rumänischen Nachbarn in einem von der Natur gesegneten Land zusammenlebten und sich in ihren Kulturen begegneten. Die versammelten Mitglieder des Geschichtsvereins hörten von reichen Bauern und blühenden Städten mit Zünften, entstehender Selbstverwaltung und freien Bürgern. Nur die Grenzlage zum osmanischen Reich brachte mancherlei Verwicklungen in die große Politik mit sich. Mal schützten Kreuzritter dem ungarischen König, der die deutschen Siedler gerufen hatte, die Grenzen, mal verteidigten sich bedrängte Bauern in beeindruckenden Kirchenburgen.

SiebenbürgerKirchenburgEinen Eindruck von dieser Architektur vermittelte eine Sammlung von vor Ort vorhandenen Modellen. Hier liegt auch das Vorbild für jenen Turm, den die Siebenbürger dem Altersheim und dessen Kapelle 2003 angebaut haben und den sie den „Turm der Erinnerung“ nennen. Er ist äußerlich einem Wehrkirchenturm nachgebildet, der in seinem Obergeschoss zu verteidigen war. Als Museum vorgesehen, zeigte sich jedoch, dass seine historische Form nicht den Vorschriften entspricht, die die hiesige Bauaufsicht an einen modernen Museumsbau stellt. So bleiben z.Zt. noch formale Hürden zu überwinden und der Besuch einer geführten Gruppe wie der unsrigen ist bislang eher die Ausnahme .

Umso dankbarer waren wir Herrn Franchy, einen Blick in die Räume tun zu dürfen, die in großer Zahl Erinnerungsstücke aus der früheren Heimat bergen, etwa eine Glocke aus Hermannstadt, die lebensecht vom musealen Turm die Stunden schlägt. Die Wappen der sieben Stühle, der sieben königlichen Richter, der dazugehörigen Städte und selbst Steine der alten Kirchen sind hier aufgehoben.

Nach einem gemütlichen Zusammensein bei Kaffee und mit Gebäck nach Landesart bedankten wir uns nach drei Stunden auf dem Robert Gassner – Platz und verabschiedeten uns von unserem kundigen Führer. Gassners Büste schaut hier über ein Werk, das er mitbegründet hat, als er der Führer der Aussiedler in der neuen Heimat wurde. Dort möchten sie nicht nur als Beispiel gelungener Integration bestaunt werden, wovon u.a. der Besuch vieler bisheriger Bundespräsidenten zeugt, sondern wahrgenommen werden als angekommen in der Gegenwart und als integrierender Bestandteil der einheimischen Bürgerschaft. (AR / Fotos Wiefel)).