Oberbergische Industrie im Spiegel der Firmengeschichte 2007/2 „Industriearchäologie“ am Beispiel Leop. Krawinkel

KrahwinkelKürzlich beging die seit 1806 bestehende Firma, lange ein Aushängeschild der oberbergischen Textilbranche, ihr 200. Jubiläum, dies unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit. Der Gedanke lag nahe, die noch am Platz Bergneustadt befindlichen alten Hallen und leeren Produktionsstätten einer nun im wahren Sinn schon historisch zu nennenden Besichtigung zu unterziehen. Frau Dreßler kümmerte sich um die Terminierung und das Arrangement, die beide durch Entgegenkommen des Restbüros der Firma bald zustande kamen. Eine Videodokumentation mit umfangreichem Bildmaterial aus der Firmen- und Familiengeschichte eröffnete, von Frau Weiner kommentiert, die Besichtigung. Auf dem anschließenden Rundgang vertiefte Herr Dipl. Ing. Gerhard Kaufmann aus erster Hand und aus enger beruflicher Vertrautheit und Kenntnis der Firmengeschichte diesen Rückblick. 

KrawinleGebEin mühsamer, aber auf dem konsequenten Weg mehrerer Generationen hindurch sich beschleunigender Aufstieg aus kleinsten lokalen Anfängen wurde sichtbar. Am Ende arbeiteten in vorwiegend zwei einheimischen Betrieben, nämlich Bergneustadt und Vollmerhausen, ca. 1400 Mitarbeiter. Als Gebot des Handelns erwiesen sich wiederholt, wie in anderen Branchen so auch hier, Veränderungen und Erweiterungen der Angebotspalette, Anpassung an wandelnden Zeitgeschmack, Aufgreifen technischer Neuerungen und Kampf um Anteile an Märkten, die bald nicht nur mehr im Inland lagen. Rückschläge durch wirtschaftliche und politische Veränderungen und durch unerwartete Ereignisse vor Ort (Brandkatastrophen und Kriegseinwirkungen) galt es aufzufangen. Diversifizierung wurde schließlich das Stichwort, als der Horizont der Branche sich verdüsterte und sie gegen eine billigere ausländische Konkurrenz mehr und mehr ihre Chancen einbüßte. Schließlich wurde die klassische Produktion eingestellt und Aufgaben auf gänzlich anderen Feldern unternehmerischer Tätigkeit in Angriff genommen, die immer weniger mit den Ursprüngen zu tun hatten. Eine neue Marktführerschaft gelang u.a. auf dem Gebiet der Herstellung von Tankstellenanzeigen. Dazu ausführlich:
http://www.oberberg-aktuell.de/show-article.php?iRubrikID=271&iArticleID=29529

KrawinkelFirmenschildBei dem Gang durch die leeren Hallen begegneten nur wenige Hinterlassenschaften der vergangenen Zeit, hier und da ein Schnittmuster, ein Firmenkuvert, ein Warnschild, eine noch beleuchtbare Firmenreklame. Alles ließ sich mit ein wenig Phantasie und mithilfe der verbliebenen Fotodokumente schnell in die Zeit ihrer nun lange vergangenen Nutzung zurückführen. An der Stirnwand des verbliebenen Gebäudes von 1911, hinter dem aus Krawinkelbeständen hervorgegangenen modernen Rathaus der Stadt, prangt jedoch weiterhin über dem alten Logo der traditionsreiche Name „Leop. Krawinkel“ (ha)