Holz verbindet Gestern und Morgen

Der Bergische Geschichtsverein, Abteilung Oberberg lud zum „Tag des offenen Denkmals“ am 09.09.2012 ins Regionalforstamt und auf den Kerberg in Gummersbach ein.

TagBMDas umfangreiche Programm begann am Vormittag auf dem Steinmüllergelände in Gummersbach. Gastgeber war hier das 2011 fertig gestellte neue Regionalforstamt. Nachhaltigkeit – ein Begriff der am treffendsten beschreibt, wie der Leiter des Regionalforstamtes, Günter Dieck, die interessierten Besucher mit einem engagierten Vortrag fesselte. Mit überzeugenden Worten und anhand von griffig gewählten historischen und aktuellen Beispielen aus Architektur und Einblicken in die Strukturen und Ziele der Forstwirtschaft zum Thema „Holz“, unter dem das diesjährige Motto des „Tages des offenen Denkmals“ stand, vermittelte er den Gästen auf einleuchtende Weise die wichtigen Zusammenhänge von Naturschutz, Waldwirtschaft und Klimaschutz. In Nordrhein-Westfallen stünden pro Einwohner nur etwa 500 Quadratmeter Wald zur Verfügung, was einen besonders achtsamen und wirtschaftlich wie politisch umsichtigen Umgang damit erforderlich machte. Der wertvolle Rohstoff Holz, als ältester Baustoff des Menschen, sollte idealerweise im Hausbau und der Gebäudesanierung viel mehr Verwendung finden, um unter anderem somit CO2 langfristig zu binden. Mehrere hundert Jahre alte Häuser in Holzbauweise machten deutlich, welch lange Nutzungszeiten Holz haben kann, ehe es schließlich der Endverwertung als Brennstoff zugeführt werden sollte. So besteht als gutes Beispiel das sehr gelungene Gebäude des Regionalforstamtes zu überwiegenden Teilen aus Holz. Günter Dieck gelang es, die aufmerksamen Zuhörer so sehr für die historische und zukunftsbildende Holzverwendung zu sensibilisieren, dass sich angeregte Fragen und intensive Diskussionen anschlossen, aus denen zu entnehmen war, wie sehr das Thema die Menschen bewegt.

Tag-das-alte-ForsthausNach einer Mittagspause führte ein Spaziergang die Teilnehmer zum Forsthaus auf den Kerberg oberhalb von Gummersbach. Anhand von historischem Bildmaterial und kleinen Geschichten erläuterte unser Mitglied Uwe Brustmeier während des Aufstiegs die historische Bedeutung und Entwicklung des Kerbergareals für Gummersbach und die Unternehmerfamilie Steinmüller, die im 19. Jahrhundert die Waldungen erwarben und bereits seit 1895 eigene Förster einsetzten.

Tag-KerbergAm Forsthaus angekommen, führte der letzte Steinmüller-Förster und derzeitige Hausbewohner Alois Hans am Nachmittag durch besonders interessante Forstabschnitte. Er erläuterte die Wichtigkeit von Vielfalt im Wald, das notwendige Zusammenspiel von alten, jungen und mittelalten Baumbeständen und betonte, wie gut die Forstwirtschaft auf dem Kerberg gelungen sei, da sie zu keiner Zeit rein wirtschaftlichem Profitstreben unterworfen war. So sei der Kerbergforst im Oberbergischen zu einer wertvollen Enklave der Nachhaltigkeit und großen Vielfalt geworden, die auch viele Spaziergänger sehr schätzten. Alois Hans selbst bezeichnete den Ort des Forsthauses und den Steinmüllerforst als einen der schönsten Plätze dieser Welt. Mit viel Herzblut eines passionierten und umsichtigen Forstmannes lenkte er immer wieder die Blicke der Besucher auf Besonderheiten im Wald, der ihnen damit als sich immerfort wandelndes und dennoch beständiges Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft ins Bewusstsein gerückt wurde.

Es wurde deutlich, in welch langfristigen Dimensionen Waldwirtschaft bedacht sein will und wie wichtig z.B. das richtige Auswählen von standortgemäßen Baumsorten im Sinne von Risikoabwägungen (Sturm, Klimaerwärmung, zunehmende Trockenheit, usw.) sowohl für den Ertrag wie für die gesunde Waldentwicklung ist. Mit dem abschließenden Abstieg und einem Abstecher zum Kriegerdenkmal mit weiteren kurzen historischen Informationen endete bei traumhaftem Spätsommerwetter ein schöner Tag mit vielen Naturoffenbarungen, historischen Informationen und lehrreichen Erkenntnissen für eine nachhaltige Zukunft. Es wurde ganz handgreiflich deutlich: die Geschichte von morgen beginnt heute – und jeder Einzelne ist mitverantwortlich.

(Text und Bilder: U. Brustmeier )