Am 22. Mai 2014 führte die die Oberbergische Abteilung eine öffentliche Lesung in der Mayerschen Buchhandlung Gummersbach durch, bei der der Autor Hans von Trotha, Historiker und Kulturwissenschaftler, seinen Roman vorstellte: „Czernin oder wie ich lernte den Ersten Weltkrieg zu verstehen.“ Dabei trug er in Auszügen vor, was er selbst in der Recherche der Familiengeschichte entdeckt, erlebt und erfahren hatte – er ist nämlich der Urenkel jenes österreichischen Außenministers Czernin, der den Ausbruch des Krieges und sein Ende miterlebte, mit gestaltete, darüber stürzte und verzweifelte. Auf 495 Seiten wird eine Erzählung geboten, die gespickt ist mit Dokumenten zahlreicher Archive, die aber nicht eigentlich ein historischer Roman ist, sondern eher eine Beschreibung von Atmosphäre und Stimmungen, von Verwicklungen und Schicksalen um den Ersten Weltkrieg, der die Protagonisten allesamt mit in die Tiefe zieht. Der Autor erläuterte, dass er bei seiner Suche immer wieder auf Menschen getroffen war, die nicht in das Schema gut oder böse passten, er sieht die Akteure als Spielball der Umstände, die in undurchschaubarer Weise miteinander verkettet sind, sich gegenseitig beeinflussen, teils das Gegenteil bewirken von dem, was beabsichtigt war. So ist das Buch auch eine Darstellung der menschlichen Natur, sucht seinen Platz zwischen Literatur und Wissenschaft – eine schwierige Mittelstellung, seit es Geschichtsschreibung gibt – in jedem Fall aber eine unterhaltsame Lektüre. A.R.

Fotos: Dr. Anna Rothkopf