Nach zwei Jahren intensiver Vorbereitung hat der Bergische Geschichtsverein Oberberg in Anwesenheit von Autoren und Sponsoren und im Beisein von Repräsentanten des Oberbergischen Kreises und der beiden Kommunen Gummersbach und Wiehl am 25. Oktober 2019 in der Hauptgeschäftsstelle Wiehl der Sparkasse Gummersbach den Band 13 der seit 1986 erscheinenden „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“ vorgestellt. Auf 264 Seiten präsentieren sich hier 15 Arbeiten zur Oberbergischen Regionalgeschichte.
Das Projekt wurde großzügig von der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, der Sparkasse Gummersbach, dem Landschaftsverband Rheinland und der in Lindlar-Kaiserau ansässigen Firma Schmidt & Clemens gefördert. Sowohl Frank Grebe, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Gummersbach, als auch Udo Buschmann, Vorstand der Kulturstiftung Oberberg der Kreissparkasse Köln, hoben in ihren Grußworten die Bedeutung der Heimatforschung für die Erhaltung des Geschichtsbewusstseins in der Bevölkerung hervor.
Der neue Sammelband deckt wieder ein breites Spektrum interessanter heimatgeschichtlicher Themen ab. Neben bereits aus früheren Bänden bekannten Forschern, die schon viele Jahre ihren Input liefern, konnten aber auch einige neue Autoren gewonnen werden, die mit ihren Ergebnissen das Angebot bereichern und hoffentlich auch für künftige Ausgaben zur Verfügung stehen.
Chronologisch reicht der abgedeckte Zeitrahmen von der Barbarossa-Zeit bis in unsere Tage. In einem sorgfältig recherchierten Aufsatz ordnet der Osnabrücker Wirtschaftshistoriker Dr. Sebastian Steinbach die Übertragung des Reichshofes in Eckenhagen an den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel in die wirtschaftsgeschichtlichen Zusammenhänge des Hochmittelalters ein. Eines nicht alltäglichen Themas hat sich der Ehrenvorsitzende des BGV Oberberg, Dr. Alexander Rothkopf, angenommen: Mit ausgeprägter heraldischer Ader verfolgt er den Bergischen Löwen in alten und neuen Wappen und belegt seine Erkenntnisse mit zahlreichen Bildbeispielen.
Dieter Forst erzählt mit vielen Zeitzeugnissen die abwechslungsreiche Geschichte des Hotels und Gasthofs Baumhof, das in Ründeroth über viele Jahre ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens war. Mit eindrucksvollen Fotografien, in der zweiten Hälfte des 19. Jh. und 1907 u.a. vom Wipperfürther Fotografen Theodor Meuwsen von der Berstig in Gummersbach aus aufgenommen, belegt Jürgen Woelke anschaulich die Stadien der frühen Stadtentwicklung.
Schlaglichter auf die Wirtschaftsentwicklung im Oberbergischen Land werfen zwei weitere Beiträge: Dieter Rath zeigt am Beispiel von Eisenverarbeitung und Papierherstellung, dass Strukturwandel auch schon im 19. Jh. im ländlichen Bereich gegenwärtig war. Im zweiten Teil seiner Geschichte der Fabrikantenfamilie Sondermann zeichnet Dr. Christoph Thiesen nach, wie stark die Oberbergische Industrie von starken Unternehmer-persönlichkeiten geprägt wurde.
In einem Beitrag über die landwirtschaftlichen Winterschulen im frühen 20. Jh. berichtet die Bonner Volkskundlerin Maja Kützemeier über die soziale Lage der bäuerlichen Bevölkerung im Bergischen und den mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen, sie durch gezielte Weiterbildung zu verbessern. Michael Kamp, der Leiter des Lindlarer LVR-Freilichtmuseums, erinnert an den Museumsgründer Hans Haas, der beim Aufbau der Anlage mit manchen Widrigkeiten zu kämpfen hatte.
Dass Oberberg und die weite Welt durchaus zusammenpassen, lässt die biographische Skizze erkennen, die der BGV-Vorsitzende Marcus Dräger über Paul Schmidt angefertigt hat, einen Spross der Eigentümerfamilie von Schmidt & Clemens, der in seinem langen Leben viele Höhen und Tiefen durchlaufen hat.
Kurt Hamburger erinnert in seiner Arbeit an den Pfarrer und späteren Superintendenten Wilhelm Hollenberg, der in Waldbröl als Kreisschulpfleger tätig war und sich auch als Publizist um die Entwicklung des damaligen Schulwesens verdient gemacht hat. Jahrzehntelang als Volksschullehrer arbeitete ebenfalls im 19. Jh. Friedrich Wilhelm Thoenes, der in seinen umfangreichen Lebenserinnerungen aus erster Hand ein Bild des damaligen Volksschulwesens zeichnet. Der Wuppertaler Historiker Prof. Klaus Goebel hat, unterstützt von Hans Joachim Söhn, den Text, der sich mit Thoenes´ Homburgischen Jugenderinnerungen befasst, für den Bd. 13 aufbereitet und ausführlich kommentiert, um dem heutigen Leser einen umfassenden Zugang zur damaligen Bildungswirklichkeit zu erschließen.
Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg hatte auch das Oberbergische 1918 mit der weltweit grassierenden Spanischen Grippe zu kämpfen. Peter Ruland zeigt, wie sie weite Teile des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens zum Erliegen brachte.
Eine besonders glückliche Fügung war die Entdeckung der Windloch-Höhle in Ründeroth, deren fortlaufende Erforschung sie mittlerweile in eine Reihe mit den bedeutendsten Höhlen Europas stellt. Der Höhlenforscher Stefan Voigt lässt den Leser, auch mit atemberaubenden Fotos, hautnah an dieser Jahrhundert-Entdeckung teilhaben.
Zum Schluss sei noch auf den Beitrag über die Orgelbauer-Familie Sauermann aus Frielingsdorf verwiesen, den der Orgel-Experte Dr. Franz-Josef Vogt noch kurz vor seinem Tod im Frühjahr 2019 fertigstellen konnte. Kenntnis- und detailreich beschreibt er das jahrzehntelange Wirken dieser Instrumentenbauer-Dynastie im Bergischen Land. Der Beitrag ist eine schöne Ergänzung zum BGV-Sonderband „Orgeln in Oberbergischen Kirchen“.
Der Bd. 13 der „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“ liegt ab sofort in den Oberbergischen Buchhandlungen bereit. Die Bücher können auch direkt über die Geschäftsstelle des BGV Oberberg (Dieter Forst: forstdieter@t-online.de) bezogen werden. Der Preis in den Buchhandlungen und für Nicht-Mitglieder liegt bei 25,– €, Mitglieder zahlen 20,– (nur bei Bezug über die BGV-Geschäftsstelle). Beim Bezug über die Geschäftsstelle kommen noch die Portokosten dazu.
Text: Harald Meißner, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf
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