Historischer Stammtisch in Lindlar am 19.5.2006

LindlarKircheUnter wolkenreichem Himmel versammelten sich Mitglieder und Gäste, um drei Stunden hindurch den anregenden und engagierten Erklärungen unserer Führerin Frau Ursula Homberg zuzuhören, die eine Kirchenführung in der Pfarrkirche St. Severin mit zahlreichen Anknüpfungen an die Orts- und Kunstgeschichte verband.

Auf dem Gelände eines alten Fronhofes entstand zuerst eine hölzerne Kapelle, später ein romanischer Kirchenbau mit wuchtigem Turm. Dieser erhielt noch später einen gotischen Chor mit Sternkreuzgewölbe. Umbauten und Renovierungen ließen zuletzt eine lichte helle Hallenkirche entstehen, die trotz mancher Verluste auch heute noch Kostbarkeiten birgt. So das alte Taufbecken aus Drachenfels trachyt und eine Kreuzigungsgruppe aus bemaltem Sandstein aus dem 16. Jahrhundert. Für viele Details wurden uns die Augen geöffnet, so für die Deckenmalerei, in deren Pflanzenranken allerlei Drolerien untergebracht sind. Aus dem Wandschrank mit schmiedeeiserner Tür und modernen wie gotischen Ausschmückungen im edlem Metall wurde für uns das wertvolle alte Messbuch entnommen – ein Schatz der Kirche aus dem 15. Jahrhundert.

LindlarMissaleEs ist wahrscheinlich Kölner Ursprungs, verziert mit bunten Schmuckinitialen und Buchmalerei. Die Michaelskapelle im Turm sowie der Glockenstuhl wurden ebenfalls besichtigt. Hier wurde klar, dass der starke Turm, von dem man weit ins Land schauen kann, früher auch der Gemeinde zum Schutz und zum Ausflug bei Gefahr diente. Nicht von ungefähr befindet sich deshalb heute dort noch die Truhe des Fronhofes zur Aufbewahrung der wichtigsten Urkunden und Dokumente.

LindlarXenotaphBeim Verlassen der Kirche fiel der Blick wiederum auf einen Grabstein, wie wir ihn im Oberbergischen schon öfter antreffen konnten mit Wappen des Verstorbenen und denen seiner adeligen Ahnen. Auf sie war der Senior Adam von Steinradt zweifellos stolz, als er vor der Pest aus Köln floh und auf dem Lande Rettung suchte, die ihm 1660 das Dorf auf der „Lindenlichtung“ , Lintlo geheißen, aber auch nicht geben konnte.

Mit Lied und Gedicht endete die Besichtigung, die mehr war als ein Vortrag, eher eine stimmungsvolle Lektion in oberbergischer Heimatkunde. (A. R )