Wer war Engelbert von Berg?

Da uns wohl noch länger der geplante Besuch der Kölner St. Engelbert-Kirche verwehrt bleiben wird, die wir als ein architektonisches Juwel des Baumeisters Dominikus Böhm kennenlernen wollten, der wie bekannt auch im Oberbergischen zwei wegweisende Kirchenbauten errichtet hat (Hämmern und Frielingsdorf), sei es gestattet einen kleinen Vorgeschmack zu geben zugleich mit einem Hinweis auf Engelbert, Graf von Berg und Erzbischof von Köln, dessen Bild in der über 700 Jahre dauernden Rückschau schwankend daherkommt:
Wenn wir zur neuesten Geschichte des Bergischen Landes Bd. 1 greifen, so finden wir seine Person dort dargestellt auf den Seiten 201-210. Die Fakten der Lebenszeit werden mit 1183
bis 1225 angegeben. Er war der 2. Sohn des Grafen Engelbert I. von Berg, von daher für eine geistliche Laufbahn bestimmt und früh mit kirchlichen Ämtern versehen. Die Wertungen seiner Person schwanken je nach den Ehrungen, die die jeweilige Zeit zu vergeben hatte. So erfahren wir von ihm mal als dem Verweser des Reiches unter Friedrich II. und als Vormund des künftigen Kaisers, Heinrich VII. und wir sehen ihn verewigt in Legenden sowie ihn zur Ehre der Altäre erhoben als Heiligen der katholischen Kirche seit 1618. Wir finden seine Statue zur Rückbesinnung auf die Größe des Alten Reiches und sogar im 20. Jahrhundert beim Neubau einer ganz modernen Kirche, die auch seine Person bildlich weiterträgt und sein Gedächtnis erhält. 1925 fiel das Gedächtnis seines Todes vor 700 Jahren zusammen mit den nationalen Gedächtnisfeiern „1000 Jahre Rheinland“, die eine Demonstration der Weimarer Republik darstellten gegen Annektionsversuche der Siegermächte nach dem 1. Weltkrieg. Die moderne Historiographie sieht in ihm auch den Machtmenschen, der seine Position gegen den einheimischen Adel durchsetzte und sich so zahlreiche Feinde schaffte, was letztlich zu seiner Ermordung führte. Die Stärkung kirchlicher Positionen war auch wieder zu Beginn des 30-jährigen Krieges gefragt, er war eine Identifikationsfigur des Kurstaates Köln, folgerichtig erhielt er im Dom ein Ehrengrab mit barocker Porträtfigur.

Drei Stationen aus unserer bergischen Heimat mögen dazu aufgezählt werden: Engelberts Reiterstandbild vor Schloss Burg aus dem Jahre 1927, Engelbert als Brunnenfigur auf dem Markt von Wipperfürth, eine Stadt, die stolz ist auf ihren Gründer im Jahre 1222 und ihn auch mit einem Kirchenfenster in St. Nikolaus, der Stadtkirche ehrt.
In Köln-Riehl an der Kirche von Dominikus Böhm, Sankt Engelbert von 1932 sehen wir den Erzbischof verewigt an den Kirchenportalen und in einer Statue am Turm.
Straßennamen erinnern an ihn in Leverkusen, Bergisch Gladbach, Lindlar und Wipperfürth.

Jetzt spricht man wieder vom Bergischen Rheinland – welche historische Gestalt ließe sich besser dazu in Anspruch nehmen als Engelbert II. Graf von Berg und Erzbischof Engelbert I. von Köln, die gleiche Person – wichtig rechts und links des Rheins und im ganzen Alten Reich?

Literatur: M. Becker-Huberti, Kölns Bischöfe, Köln 2013
Geschichte des Bergischen Landes, Hrsg. BGV, Band 1, 2014

A.R.

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Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf