Balve im Kurkölnischen Sauerland

Am 15.August 2015 fuhren 46 Mitglieder und Gäste bei schönem Sommerwetter in das Kurkölnische Sauerland und folgten sowohl den Spuren des untergegangenen Kurstaates Köln als auch des einheimischen Adels, der vielfach in dessen Diensten gestanden hat.

BGV-Mitglieder und Gäste vor der Motte in Küntrop

BGV-Mitglieder und Gäste vor der Motte in Küntrop

Der erste Halt fand an der rekonstruierten „Motte“ von Küntrop statt. Dem Beispiel einer frühen mittelalterlichen Burg, wie sie im 11. Jahrhundert entstanden. Die Holzbauweise wurde später durch Steinbauten abgelöst, aus denen der Adel das Land beherrschte. Es tauchten immer wieder die Namen der lokalen Grafen auf, die über Jahrhunderte mit einander in Fehde gelegen hatten: Arnsberg, Mark und Berg, die Erzbischöfe von Köln als Herzöge von Westfalen. Letztere haben das Kölnische Sauerland geprägt und hier auch die katholische Konfession befestigt. Als eine Manifestation derselben kann der Sauerländer Dom von Balve gelten. Ein Bauwerk um 1250, an dem die Jahrhunderte gearbeitet und ihre Spuren hinterlassen haben.

Balve - Sauerländer Dom

Balve – Sauerländer Dom

Sichtbar an den verschiedenen Techniken, Stilen, Moden und Auffassungen. Die historische Exkursion war jeweils begleitet von kundigen Führern. Mit Ortskenntnis und Spezialwissen führten Sie die Teilnehmer in die Welt der Romanik und die Stadtgeschichte einer kleinen Hansestadt wie Balve ein, in der einerseits Ackerbürger lebten, aber auch Kaufleute, die von der Durchgangsstraße Köln-Soest profitierten. Der Erzbischof nutzte den einheimischen Adel zur Verwaltung seines Herzogtums Westfalen, das von Gesecke bis Wenden reichte. Die Gegend entwickelte aber auch früh eine gewerbliche Regsamkeit durch ihren Waldreichtum und Bergwerke. Im 15. Jahrhundert begann sich der Adel auch für die gewerbliche Wirtschaft zu interessieren. Und so wurde er vom Dienstleister für seinen Herrn als Verwalter, Finanzier und Militär zum Unternehmer. Zu diesem Thema fielen immer wieder die Namen derer von Landsberg, von Plettenberg und von Wrede.

Schloss Melschede - Innenhof

Schloss Melschede – Innenhof

So war es für die Gruppe eine Freude, nach den theoretischen Ausführungen die adeligen Schlösser selbst besuchen zu können, Wocklum und Melschede, wo es noch viel zu erfahren gab von vergangenen Zeiten, Religionskämpfen, Heiratsverbindungen und wirtschaftlichem Aufstieg oder Niedergang. Eine wirtschaftliche Aktivität des Adels wurde der Gruppe noch vor Augen geführt durch Besichtigung der historischen Luisenhütte Wocklum. Dort hat man einen Hochofen mit allen umgebenden Gebäuden als Industriedenkmal erhalten. Die Führung bot interessante Einblicke in die Zeit von 1758 bis 1860 und die damals vorherrschenden Arbeitsbedingungen. Neben der Luisenhütte konnte die Gruppe sich im Museum für Vor- und Frühgeschichte anhand des rekonstruierten Mammutzahns ein Bild von der Größe dieser Tiere machen, die um Balve gelebt haben und heute das Maskottchen von Blave sind. Oberhalb des Sorpesees fand dann als Ausklang das gemütliche Kaffeetrinken der Gruppe statt. Es war nach den vielen Eindrücken ein notwendige Erholung und gern genutzte Gelegenheit zum Austausch über das Gesehene.
Von hier ging es dann zurück ins Oberbergische, nicht ohne das traditionelle Quiz, bei dem schöne Buchpreise winkten. Der Kunsthistoriker Dr. Uwe Bathe – aus Balve stammend – und Marcus Dräger hatten die abwechslungsreiche Exkursion geplant und organisiert – dafür herzlichen Dank. A.R.

Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf