Im Grenzland von Wildenburg

RöGruppeAm 28.6.08 versammelten sich 15 Mitglieder und Gäste zum letzten historischen Stammtisch vor den Sommerferien an der südlichen Grenze des Oberbergischen, um eine interessante Grenzregion kennen zu lernen, gelegen zwischen NRW und Rheinland-Pfalz. Einst lag sie an den Grenzen der Herrschaft Wildenburg, des kölnischen Herzogtums Westfalen und der Grafschaft Nassau-Siegen-Freudenberg.

Treffpunkt war die St. Marien- Kirche in Römershagen, wo uns die beiden Organisatoren Albert Solbach und Dr. Herbert Nicke empfingen, die sich in zurückliegenden Jahren schon mehrfach durch Buchveröffentlichungen zur Geschichte und Geographie dieser Grenzregion geäußert haben.
RömershagenWallanlageWährend ein kühler Wind dunkle Wolken über das sanfte Hügelland trieb, erfuhren wir etwas über die Wasserscheide zwischen Ruhr und Sieg, von den versumpften Tälern und den alten Fernstraßen, die einst über die Höhen zogen. Insbesondere die Lage der Römershagener Kirche in einer sumpfigen Mulde, wo sich ringsum nicht mal die Toten auf dem Kirchhof richtig beerdigen ließen, gab Grund zu vielerlei durch dokumentierte Überlieferung gestützte Vermutungen, etwa: War die Keimzelle der Kirche ein mächtiger Wehrturm, umgeben von einem Wassergraben, eine frühmittelalterliche Motte also ? Die spätere Kirche war dann gewissermassen ein Anbau. Dessen Vergrößerung und Ausschmückung sind über die Jahrhunderte im Wendener Pfarrarchiv dokumentiert. In diesem Grenzland stießen in der Folge auch evangelische Bestrebungen und katholische Gegenreformation aufeinander. Die Friesenhagener Jesuiten sorgten für eine barocke Frömmigkeit, die sich noch in der Innenausstattung der Kirche zeigt.

Vom Marienaltar und Gnadenbild zu vorgeschichtlichen Altertümern, die sich in Quellmulden und Flurnamen erschließen lassen, spannte sich der Bogen durch die Geschichte. Dabei wurde bewusst, so abgelegen und isoliert wie die Region heute erscheint, war sie vor 1000 Jahren nicht. 1055 erfolgte die Erstnennung von Rufrithishagon im Güterverzeichnis der Abtei Werden – als Pilgerzüge und Fuhrwerke ganz Europa durchquerten. Der wertvolle Besitz der Eisengruben und -Schmelzöfen musste in der frühen Neuzeit von den Territorialherren geschützt werden.

So durchziehen Wälle, Landwehren und Gräben das Land, heute vielfach verborgen im Dunkel der Wälder und von den Jahrhunderten eingeebnet. Das demonstrierten uns die Führer noch bei einem Waldspaziergang oberhalb der Stadt Freudenberg, wo Feinde abgewehrt , aber auch an Schlagbäumen Zoll erhoben werden konnte. Ein passender Abschluß bei Kaffee und Kuchen ergab sich dann für unsere Gruppe im Gasthaus „Alte Schanze“- einer alten Haltestation der Fuhrleute früherer Zeiten an der Brüderstraße. (A.R.)