Wie die deutschen Bundesfürsten 1918 aus der Geschichte fielen – Jahresabschluss des BGV Oberberg in Eckenhagen

Dort, wo das Jahr für den Bergischen Geschichtsverein im Frühjahr mit der Mitgliederversammlung begonnen hatte, endete es auch: Diesmal trafen sich Mitglieder und Freunde allerdings in Eckenhagen im Ev. Gemeindehaus – vis-à-vis die stolze Barockkirche aus dem 18. Jh. Vor Beginn der Veranstaltung ging der Hausherr Pfarrer Martin Will in seiner Begrüßung auf die veränderte Rolle der Kirche in der Gesellschaft ein. Er lobte die Arbeit des Geschichtsvereins, die die Verbindung der großen Weltgeschichte mit der Region und den persönlichen Schicksalen ihrer Bewohner aufzeige und so für viele Menschen erlebbar und begreifbar mache.

Ev. Kirche – Innenraum

Die Kirche in Eckenhagen ist für ihre herrliche Barockorgel aus dem Jahre 1795 bekannt. Nach aufwendiger Restauration vor zehn Jahren beglückt sie die Konzert- und Gottesdienstbesucher nach wie vor mit einem unbeschreiblichen Klang. Die Organistin Helene Jedig, Absolventin der Folkwangschule in Essen, gab eine Kostprobe ihres Könnens und der akustischen Vielfalt des Instrumentes.

Danach begann der Jahresabschluss mit einem Grußwort des Bürgermeisters Rüdiger Gennies, der auf die fast 50jährige Geschichte der Gemeinde Reichshof und ihren erfreulichen Aufschwung in dieser Zeit verwies. Dazu gehöre nicht nur die Mehrung des Wohlstandes durch die Schaffung von Arbeitsplätzen auf neuen Gewerbeflächen, sondern auch die Entwicklung Eckenhagens zur Schul- und Kulturstadt.

Als weiteren Vorspann und zur vorweihnachtlichen Ausrichtung des Jahresabschlusses hielt der Ehrenvorsitzende Dr. Alexander Rothkopf einen kleinen Vortrag

mit 20 Lichtbildern zum Thema Nikolaus, in dem der Heilige historisch eingeordnet  und  der Weg seiner Verehrung von Anatolien bis ins Rheinland nachgezeichnet wurde.

Nachdem sich die Versammlung mit Kaffee, Kuchen und Schnittchen gestärkt hatte, verwies der Vorsitzende Marcus Dräger in einem mit zahlreichen zeitgenössischen Porträtaufnahmen versehenen Vortrag auf die Novemberrevolution 1918, an deren 100. Jahrestag in diesen Tagen in vielen Veranstaltungen erinnert wird. Hier wurde in biographischen Skizzen das mehr oder weniger geräuschlose Verschwinden der Monarchen aus dem deutschen Staatswesen betrachtet. Eine kriegsmüde Bevölkerung hatte ihren Regenten die Gefolgschaft versagt. 1871 war das Reich von 22 Bundesfürsten begründet worden, die 1918 noch verbliebenen 19 Herrscherhäuser dankten nach teilweise jahrhundertelanger Regierung innerhalb weniger Tage im November ab und zogen sich in das – allerdings gut gepolsterte – Privatleben zurück.

Vortrag Marcus Dräger zur Abdankung der deutschen Fürsten

Einige der Potentaten, wie z.B. der bayerische König Ludwig III., ergriffen die Flucht und verließen Hals über Kopf ihre Residenzen, andere, wie der Herzog Friedrich von Waldeck-Pyrmont, wurden kurzerhand vom Arbeiter- und Soldatenrat abgesetzt. Blut floss dabei aber nicht. König Wilhelm III. von Württemberg wurde von den neuen Mächten sogar ganz vergessen und musste – peinlich berührt von solcher Ignoranz – seine Abdankung selbst organisieren.

Und Kaiser Wilhelm? Nachdem der Monarch sich aus dem unsicheren Berlin ins belgische Spa zurückgezogen hatte und sich nicht zum Thronverzicht durchringen konnte, nahm ihm sein ungeliebter Reichskanzler Prinz Max von Baden die Entscheidung ab. „Das deutsche Volk ist eine Schweinebande!“ schrieb der Hohenzoller daraufhin verbittert an seine Frau und verschwand dann ins niederländische Exil.

Nach dem Vortrag ließ der Vorsitzende noch kurz das vergangene Jahr mit seinen erlebnisreichen Fahrten, Stammtischen und Vorträgen Revue passieren und verwies auf geplante Ziele im nächsten Jahr.

Die Oberbergische Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins dankt allen Organisatoren von Fahrten und Stammtischen, Referenten und Planern für ihren wertvollen Beitrag zum Gelingen der diesjährigen Projekte.

Wir freuen uns auf 2019 und wünschen allen Mitgliedern, Freunden und Förderern des Vereins ruhige und besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

Text: Harald Meißner Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf