Auf Einladung von Bürgermeister Helmenstein fand der BGV-Kaminabend am 3. April 2025 im schönen Ratssaal des Gummersbacher Rathauses statt. Die Moderatoren Marcus Dräger und Dr. Uwe Bathe erfuhren für Ihre Gäste viele interessante Stadt- und Handballgeschichten.
Auf die Frage, wie es denn ist als Bürgermeister Gummersbachs im Ausland, z.B. in den Städtepartnerschaften zu repräsentieren, musste Helmenstein trotz seiner griechischen Wurzeln einräumen, nicht in Afandou gewesen zu sein – er habe einfach keine Zeit gehabt. Er gab zu, sich über seine Arbeit zu definieren und in seinen 20 Jahren als Bürgermeister nicht einen einzigen Tag wegen Krankheit gefehlt zu haben. All seine Energie sei eben in die Umgestaltung des Steinmüller-Geländes geflossen. Er schilderte, wie schwierig es am Anfang war, die niedergeschlagene Stimmung der Gummersbacher nach der Steinmüller-Insolvenz zu überwinden. Heute steht Gummersbach besser da als vor 20 Jahren. Das war alles natürlich auch wegen vieler Städtebaufördermittel aus Düsseldorf möglich. Aber diese müssen eben auch beschafft werden und das erfordert viel Lobbyarbeit für Gummersbach bei den entsprechenden Ministern und Förderstellen. Deutlich wurde dies an der kleinen Episode, die Helmenstein schildert, als er früh morgens im Urlaub telefonisch erfuhr, dass die neue Ministerin für Heimat, Bauen, Kommunales und Gleichstellung den Wunsch äußerte, nach Gummersbach zu kommen. Auf die Frage warum, hieß es „nirgendwo sonst in NRW ist so viel Geld für Städtebauförderung hingeflossen wie nach Gummersbach – und das möchte sich die Ministerin nun anschauen“. Helmenstein schilderte dann, wie bei diesem Besuch die Fördermittel für die Alte Vogtei besprochen wurden.
Heiner Brand betonte zu Anfang, Geschichte als Schulfach sei im Gegensatz zu Bürgermeister Helmenstein nicht so sein Fach gewesen.
Nach den Ausführungen Helmensteins über das Steinmüllergelände, berichtete Brand über seine Erinnerung an die Fabrik aus seiner Kindheit- und Jugendtagen, die für Außenstehende verschlossen blieb. Erst sehr spät nach Schließung der Fabrik war ihm der Zugang zum Bürogebäude mal durch Zufall möglich. Die Stadtsanierung sieht er als absoluten Glücksfall für Gummersbach, in dessen Herzen der VFL mit der Schwalbe-Arena seine Heimstatt gefunden hat. Dass der Platz davor seinen Namen trägt, sieht er nach einigen Missachtungen und Querelen um seine Person mit gewisser Genugtuung und trägt es schließlich mit Stolz. Er ist somit einer der wenigen lebenden Sportstars, nach dem ein Platz oder eine Straße benannt wurde. Darauf angesprochen, verwies Brand in seiner eigenen Bescheidenheit auf Gunda Niemann-Stirnemann, nach ihr wurde das Eislaufzentrum in Erfurt benannt (Anm. aber keine Straße oder Platz).
Das er zum Handball gekommen ist, war zwangsläufig. Bereits sein Vater, Erwin, war erfolgreicher VFL-Handballer und seine beiden älteren Brüder, Klaus und Jochen, ebenso (… man kannte halt nichts anderes in der Familie). Den Leistungen des großen Förderers des Gummersbacher Handballs, Eugen Haas, zollt Brand seinen höchsten Respekt, aber ein väterliches Verhältnis zu ihm entwickelte sich nicht. Haas machte bekanntlich den VFL Gummersbach mit seinen professionellen Methoden zu dem Vorzeigeclub im deutschen Hallen-Handball. Halle wurde deshalb betont, da bis in die 1960er Jahre noch Feldhandball in Deutschland äußerst populär war, es füllte ganze Fußballstadien. Auch Brand hat in seiner Jugend noch auf dem großen Feld im Freien gespielt. Deutsche Meisterschaften im Hallenhandball wurden im Lauf der Zeit von vielen in Gummersbach als zu selbstverständlich betrachtet.
Angesprochen auf die vom Geschichtsverein häufiger aufgeworfenen Frage wie er es mit der Monarchie und Monarchen hält, stutzte Brand zunächst, aber bei dem eingeblendeten Bild mit ihm und Franz Beckenbauer musste er auch lachen. Beide tragen den Ehrentitel der ‚Lichtgestalt ‘ in ihrer jeweiligen Sportart in Deutschland, Beckenbauer sogar als ‚Kaiser‘ verehrt. Dieser Titel, so Brand, stand auch nur Beckenbauer zu, den er vor allem als Mensch bewunderte wie auch seine sportlichen Leistungen als Spieler, Trainer und Funktionär (das ‚Sommermärchen‘ die Fußball- WM 2006) seinen vollen Respekt verdiene. Eben eine Ausnahmeerscheinung.
Wenn er schon selbst nicht einen Königstitel anstrebe, ob er sich dann mehr als Königsmacher sehe, wusste Brand bei Betrachtung der nächsten Bilder, einiges zu erzählen. Zunächst das Bild von Bundestrainer Vlado Stenzel nach dem Gewinn der Handball-WM 1978, als man ihm in all der Euphorie eine Krone aufsetzte. Brand, als einer der Stützen dieser Erfolgs-Mannschaft, hob die besondere visionäre und professionelle Einstellung Stenzels in der damaligen Zeit hervor. Stenzel ging ganz neue Wege, war aber auch zugleich sehr exzentrisch, was den Umgang mit dem Menschen Stenzel nicht immer einfach machte. Aber man sei noch in Kontakt, so auch zum 90. Geburtstag des ‚Magiers‘ im letzten Jahr, der mittlerweile wieder in Kroatien lebt. War es 1978 noch der Trainer den man zum König erhob, war es dann 2007 nach dem Gewinn des Weltmeistertitels unter Bundestrainer Brand, die ganze Mannschaft die eine Krone trug und den markanten Schnäuzer des Trainers. Der Trainer selbst trug nur für einen kurzen Moment die Krone. So änderten sich die Zeiten, war es 1978 mit dem Spieler Brand, der Trainer der die Krone trug, war es 2007 die Mannschaft. Das man Wiehl und das Hotel ‚Zur Post‘ als Mannschaftquartier für die Finalspiele auserwählte, war natürlich nicht ein Zufall, sondern der Herkunft des Bundestrainers zu verdanken. Er suchte etwas Vertrautes und zugleich Abgeschiedenes in der Nähe von Köln und griff auf allzu Bekanntes zurück. Das ausgerechnet die Grundschulkinder seiner Frau eines Morgens diese Ruhe stören sollten, war dann ungewollt. Eine kleine Episode am Rand wusste Brand zudem zu erzählen, neben dem begeisternden, sportlichen Auftreten der Mannschaft war auch der Titelsong zur WM ‚Wenn nicht jetzt wann dann‘ der Kölner Band ‚Höhner‘ für den großen Publikumserfolg in Deutschland verantwortlich. Was vielleicht nicht alle wissen, verriet Brand an diesem Abend, dass das Lied auf seine Anregung hin, in seinem Haus in Gummersbach von seinem Freund und Bandmitglied der ‚Höhner‘, Janus Fröhlich, arrangiert wurde.
Neben all den sportlichen Erfolgen gab es auch immer wieder tragische Momente im Sportlerleben Heiner Brands. Sicher einer der tragischsten Momente das Unglück Joachim Deckarms 1979. Brand erzählte von seinen Erinnerungen an diesem Abend, die Verkettung unglücklicher Umstände, die zu der Verletzung und letztendlich geistigen Behinderung Deckarms führten. Er zollte dem Sportler aber vor allem dem Menschen, Joachim Deckarm, seinen vollen Respekt. Brand ist bis heute dem Mensch Joachim Deckarm und auch seiner aktiven Stiftungstätigkeit sehr nah.
Beide, Brand wie Helmenstein, haben nach Urteil des anwesenden Stadthistorikers, Gerhard Pomjkay, ihren Eintrag in die Gummersbacher Stadtgeschichte sicher.
Text: Marcus Dräger und Dr. Uwe Bathe, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf
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- Thema des Referats des Bürgermeisters
- Referat des Bürgermeisters
- Begrüßung durch den Vorsitzenden Marcus Dräger
- Moderation der Runde Dr. Uwe Bathe und Marcus Dräger
- Aufmerksames Publikum
- Zeitzeugen am Kamin, Frank Helmenstein und Heiner Brand
- Aufmerksames Publikum
- Stadthistoriker Gerhard Pomykaj in der Diskussion
- Zukunftsperspektiven für Stadt und Verein
- Dankesworte des Vorsitzenden
- Dank an die Referenten
- Gruppenfoto zum Abschluss
- Freiherr K. vom Stein im Ratssaal – Schöpfer der kommunalen Selbstverwaltung