800 Jahre Engelbert – Mord verjährt nicht!

Seit langem hatten wir für unsere Exkursionen nicht mehr ein so bedeutendes, bergisches, mittelalterliches und rundes Gedenkjubiläum: Den 800. Jahrestag der Ermordung von Engelbert von Berg.
Ein Satz, den viele noch aus ihrer Schulzeit im Bergischen Land kennen werden: Am 07.11.1225 wurde der Hl. Engelbert, Erzbischof von Köln und Graf von Berg in einem Hohlweg bei Gevelsberg erschlagen. Dies war Anlass genug für den BGV Oberberg am 27. September 2025 an den Tatort aufzubrechen und sich auf fast kriminalistische Recherche zu begeben.
Zunächst der Tathergang und die äußeren Umstände. Engelbert, (der als Graf von Berg die Ordnungsnummer der I. trägt und als Erzbischof von Köln als der II. geführt wird), war auf dem Rückweg von Soest nach Köln und wollte als Etappenziel eine Kirche in Schwelm weihen. Dort ist er nicht lebend angekommen. Er war als Herzog von Westfalen seit einiger Zeit bestrebt, die Macht der westfälischen Adeligen, bzw. deren Rechte an den Vogteien zu begrenzen. Das führte natürlich zu einer gewissen Opposition. Womit wir schon beim Motiv wären. In diesem Machtkampf sollte er sehr wahrscheinlich nicht ermordet, sondern entführt werden. Bei politischen Auseinandersetzungen im 13. Jahrhundert ein durchaus probates Mittel für dass es viele andere Beispiele gibt. Nur hat er sich wohl beim Versuch der Entführung zu sehr gewehrt, die Sache scheint aus dem Ruder gelaufen zu sein. Zudem ist seine Entourage geflohen. Das Resultat ist Geschichte: Der mächtigste Mann im hl. Römischen Reich dt. Nation liegt tot im Hohlweg.
Cäsarius von Heisterbach nennt 47 Verwundungen und eine forensische Untersuchung des Skelettes 1978 stellte ähnlich viele Narben an den Knochen fest.

Jürgen Taake führte unsere Gruppe um den Tatort, der seit 1925 von einem massiven festen Gedenkstein markiert wird. Ganz in der Nähe stehen die Gebäude eines freiadeligen Damenstiftes, das sich nach der Reformation in den Gebäuden des vormals als Sühne-Kloster um 1230 gegründeten Zisterzienserklosters befand. Da die Gründung des Klosters auf die Tat von 1225 zurückgeht und mit dem Kloster die Entwicklung Gevelsbergs in seiner Geschichte bedeutend voranschritt, verwundert es nicht, dass es in Gevelsberg bis heute nur so von „Engelberts“ wimmelt. Nämlich als Engelbertweg, Engelberttunnel, Engelbert-Kirche, Engelbert-Kindergarten und einen Engelbert-Pfadfinderstamm.

Waffenprobe am Mitglied Söhn

Uwe Schumacher hat die Gruppe eindrücklich in die Waffentechnik des 13. Jahrhunderts eingeführt. Kriminaltechniker und Forensiker würden sich die Haare raufen, denn jeder durfte die „Tatwaffe“ auch einmal anfassen.

So schwer ist ein Schwert…..

 

 

 

 

 

 

Nach dieser eindrücklichen Führung ging es weiter nach Hattingen, wo es noch vor dem Mittagessen im historischen Gasthaus „Zur Alten Krone“ erst mal zur Stadtführung ging.
Hattingen gilt mit über 150 denkmalgeschützen Fachwerkhäusern als das Rothenburg des Ruhrgebietes, und die vielen engen Gassen und malerischen Winkel der alten Hansestadt an der Ruhr verstärken dies.
Nach dem Mittagstisch ging es dann zur Burg des Täters: Friedrich von Isenberg. Er war ein Neffe 2. Grades von Engelbert und bei dem Streit in Soest um die Vogteirechte besonders betroffen durch die Ausübung derselben über die Reichsabtei Essen. Dafür, dass der Entführungsversuch in einen Mord ausgeartet war, wurde er 1226 in Köln hingerichtet. Seine Burg hoch über dem Ruhrtal wurde geschleift. Diese war erst gut 25 Jahre vorher erbaut worden und es blieben nur Ruinen mit riesigen Ausmaßen auf dem beherrschenden Bergsporn. Aber die Reste, die vor etlichen Jahrzehnten von einer Schüler-AG ausgegraben bzw. freigeschnitten worden sind, wurden uns in einer gut zweistündigen Führung sehr eindrücklich von Jürgen Uphues und Bernd Schuster vom Verein zur Erhaltung der Isenburg e.V. gezeigt. Der Verein hat 2002 für sein Engagement den Deutschen Denkmalschutzpreis bekommen hat.
Da wir auf dem Weg nach Gevelsberg und Hattingen über Wipperfürth und Radevormwald gefahren sind, haben wir uns gefreut, dass auch Teilnehmer vom Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth teilnahmen, also aus der Stadt, deren Stadtgründung auch auf Engelbert zurückgeht und die auch ein Engelbert-von-Berg-Gymnasium hat sowie über einen Zustieg der Abteilung Radevormwald des BGV.
Text: Marcus Dräger, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf, Marucs Dräger

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