Heraldik / Wappenkunde

Bergischer Löwe, "blau bewehrt, bezungt und gekrönt" (auf einem Wimpel im  Dom zu Altenberg )

Bergischer Löwe, „blau bewehrt, bezungt und gekrönt“ (auf einem Wimpel im Dom zu Altenberg )

Heraldik, eine historische Hilfswissenschaft

Kleine Einführung von Dr. Alexander Rothkopf

Das Europa der Wappen. Anfänge in den Tagen der Kreuzzüge

Die Wappenkunst und die Wappenkunde sind ein europäische Erscheinung, die sich von Irland bis Polen und von Norwegen bis Sizilien findet. Sie geht in ihren Anfängen bis ins Mittelalter zurück, als in den Kreuzzügen Ritter aus aller Herren Länder in weit entfernten Gegenden zusammentrafen und sich als Freund oder Feind und um des Ruhmes willen erkennbar machten.
Auch Ritter des Bergischen Landes zogen in den Orient. Einer von ihnen, Adolf III. von Berg, ließ dabei, und zwar beim Zug nach Damiette in Ägypten, 1218 sein Leben. Nach dem Verlust des Heiligen Landes 1291 zogen viele Ritter wieder in die Heimat zurück, und das Wappenwesen verbreitete sich in ihren Heimatländern. Was einst als Schmuck und Erkennungszeichen, angebracht an Schutz- und Angriffswaffen, begonnen hatte, wurde zum individuellen Zeichen, das fortan auf Besitztum, Burgen Grenzsteinen und Stiftungen prangte.

Verbreitung und Entwicklung der Wappenkunst bis in die Gegenwart

Anfänglich dem Adel vorbehalten, erwarben Wappen bald auch Bürger in den Städten, sogar die Städte selbst als juristische Personen, die Verträge schließen konnten und ihren Besitz kennzeichnen wollten. Patrizier, Kaufherren und Gelehrte erhielten Adelsbriefe, in denen ihnen ob ihrer Verdienste oder gegen eine entsprechende Zahlung vom Landesherrn oder gar vom Kaiser ein Wappen verliehen wurde. Dem freien Mann und selbst dem Bauern war es erlaubt, ein Wappen anzunehmen, wenn er sich an die Regeln der Wappenkunst hielt. Die Wappenkunst samt ihren Regeln entwickelte sich über die Jahrhunderte und bildete dabei ein schwer überschaubares Regelwerk mit einer eigenen Fachsprache aus.
Heute begegnen uns Wappen am ehesten noch als staatliche oder kommunale Hoheitszeichen. Die meisten Bürger kennen ihr Stadt- oder Gemeindewappen. Welch interessanten historischen Aussagen sich oft dahinter verbergen, entdeckt aber meist erst derjenige, der die historische Herleitung nachvollzieht.
Mit der Gründung der Bundesrepublik wurden neue Länder geschaffen, die vielfach auch neue Landeswappen erhielten, die zumeist auf den Wappen historischer Territorien beruhen, die sie umfassen.

Vom Überleben der alten Wappen an Gebäuden und Grabsteinen

Das bedeutete für unser NRW die Zusammenlegung eines Teils der alten preussischen Rheinprovinz mit Westfalen und dem Fürstentum Lippe. Große historische Territorien waren allerdings schon von der Landkarte verschwunden vor dem Beginn des deutschen Reiches unter preußischer Herrschaft. Ihr Andenken lebt nur noch in kommunalen Wappen fort. Im Rheinland gilt das für das Herzogtum Jülich-Berg, den geistlichen Kurstaat Köln und noch viele andere, oft kleinere Territorien, welche die Geschichte ausgelöscht hat. Entsprechend sind für das Oberbergische die Herrschaft Gimborn-Neustadt, die Grafschaften Mark und Sayn- Homburg zu nennen.
An ihren Residenzen, die sie hinterlassen haben , also Schloß Gimborn und Schloß Homburg, entdecken wir im Mauerwerk noch Wappensteine der einstigen Herren. Ebenso entdecken wir sie an Grabmälern in der Kirche zu Gimborn wie auch in Nümbrecht. Auch die nicht souveränen Grafen von Nesselrode schmückten das Portal ihres Schlosses in Ehreshoven mit ihrem Wappen , ähnlich die Freiherren von Fürstenberg am Eingang von Schloß Heiligenhoven. Grabsteine, die den Verstorbenen ein ewiges Andenken gewähren sollten, künden nicht nur von Ämtern und Titeln, sondern – falls vorhanden – auch vom Wappen der ( im Oberbergischen nicht notwendig adeligen Familie) Familie , der Beamtenschaft oder den Meistbeerbten. So lehrt es uns etwa auch ein Gang über ehemalige Kirchhöfe. Manche Platten sind heute transloziert, an die Kirchenwand gelehnt oder ins Innere verbracht. Draußen hat das Wetter manchem Stein schon arg zugesetzt, wie z. B. Bei dem fürstschwarzenbergischen Bergvogt und Obergerichtsassesor Johann Viebahn an der Kirche in Lieberhausen oder bei dem Handelsmann Wilhelm Pollmann an der Kirche zu Müllenbach. Das Familienwappen des letzteren ziert auch den Eingang des alten Vogteihauses zu Gummersbach, genannt die „Burg” und erbaut im Jahr 1700.

Wappen und Städtepartnerschaften

Durch die Städtepartnerschaften finden sich heute an den Ortseingängen oft Tafeln mit den Wappen der Partnergemeinden in ganz Europa. Da ist es sinnvoll, auch das eigene Wappen zu kennen.
Neun Gemeinden zeigen im Oberbergischen noch den roten Löwen des Hauses Berg: Blau bewehrt, bezungt und bekrönt, wie es in der Fachsprache heißt. 3 spielen auf das märkische Wappen an den geschachten Balken, dreimal geteilt in rot und silber. Zwei zeigen die silberne Homburg auf rotem Grund und halten so die Erinnerung an die verschwundene Grafschaft wach.