Tagesfahrt in die deutsche Kleinstaaterei

BadHomburgErlöserkircheAm 30.4. startete ein voll besetzter Reisebus bei sonnigem Wetter in den Taunus, um dort u.a der hessischen Geschichte an ausgewählten Orten und Objekten etwas näher zu kommen . Ziele waren Bad Homburg, Kronberg und Königstein, deren historische Glanzpunkte Marcus Draeger als Reiseleiter in den Blick geraten ließ, unterstützt von den vor Ort bestellten Führern.

 

BadHomburgGruppenfotoDeutlich wurde bereits am ersten Ziel, dem Schloss in Bad Homburg, wie machtvoll Architektur über die Zeiten hinweg noch heute von jenen Ereignissen und Personen spricht, die einst hier über Jahrhunderte Akzente gesetzt haben, welche bis heute in bedeutenden Resten die Identität dieser Städte mit prägen und ihnen dabei Rang und Ruf geben.
Die Fahrt ließ nicht nur mit Friedrich II von Hessen-Homburg den Erbauer des Schlosses und seine wechselvolle Vita inklusive der Kleistschen Weiterungen in den Blick geraten, auch die Lebensgeschichte einer künstlerisch begabten späteren Bewohnerin, der aus England stammenden und zu Beginn des 19 Jahrhunderts hier lebenden Landgräfin Elisabeth , verheiratet 1818 mit Friedrich VI ,(1769–1829), wurde bei der Führung durch die von ihr mitgestalteten und museal zugänglichen Räume lebendig. Dass nach der Übernahme des Ländchens durch Preußen (als Folge der Niederlage von 1866 auf österreichischer Seite ) sich eine bedeutende neue Epoche mit der Nutzung als Sommerresidenz unter den Hohenzollern anschließen würde, markiert auch am und mit dem Bau der nahegelegenen mächtigen und byzantinisch anmutenden Erlöserkirche (1903- 1908) eine glanzvolle Periode. Eine Besichtigung der bedeutungsvollen Architektur samt Führung stand darum u.a auf dem weiteren Programm.

BadHomburgWappengiebelNach dem Mittagessen in einem Waldlokal nahe dem Park des Schlosses folgte der Besuch auf dem von Kaiserin Victoria in Kronberg erbauten, prächtig ausgestatteten und heute als Luxushotel genutzten Schloss Friedrichshof. Die reich bebilderte vorzügliche Einführung in die Lebensgeschichte der Tochter der Queen Victoria, die einleitend Herr Leinert als Schlossführer bot, ließ den Geist und die Geschehnisse der Epoche ebenso anschaulich werden wie sie die weltgeschichtliche Bedeutung der Vorgänge rund um das Jahr 1888 und den Tod Kaiser Friedrich III. anklingen ließ. Den Atem des Schlosses und das gestalterische Wirken der nur wenige Monate an der Seite ihres kranken Mannes wirkenden Vicky zu verspüren, erlaubte auch ein Auszug („Kaiserin Friedrich“) aus den eindrucksvollen Erinnerungen der befreundeten Marie von Bunsen aus dem Jahr 1929, welche als Ausdruck den Teilnehmern der Fahrt zur Verfügung stand. (Bunsen , Die Welt, in der ich klebte)

KronbergSchlossinnenDen Abschluß der Fahrt bildete ein Besuch in Königstein, der nach einem Kaffeetrinken in der Villa Borgnis mit einem Rundgang und Blick auf die Ruine der Burg die nassauisch- hessische Geschichte noch einmal anders ins Blickfeld rückte. Es wurde nicht nur die vielfältige Zersplitterung und territoriale Verschiebung im Feld der deutschen Kleinstaaterei deutlich, sondern durch die späte preußisch -hessische sowie preußen- nassauische Geschichte auch die nationale Engführung und imperiale Wandlung hin im Vorfeld des 1. Weltkrieges.
Ein Reisequiz auf der Rückfahrt , wobei es um Landesdaten und die Geschichtsthemen des Tages ging, rundete wie bei früheren Fahrten den informatorischen Teil ab. Ein Dank an das Ehepaar Dräger für die aufwendige Vorbereitung durfte nicht fehlen. ( Fotos E–R und Ha )