Es war an sich schon sehr außergewöhnlich, dass eine erste Veranstaltung im Jahresprogramm des BGV im August stattfindet. Umso erfreuter waren die 40 Teilnehmer aus den Reihen unserer Mitglieder, nicht nur darüber, dass wir uns nach fast 1 1/2 Jahren am 5.8.2021 endlich wieder gesehen haben, sondern auch dass wir mit Dr. Bremm dem 150 Jahrestag des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 und der damit einhergehenden Reichsgründung gedenken konnten. Dr. Bremm war schon vor fünf Jahren mit seinem Buch zum 66er Krieg bei uns in Gummersbach und begeisterte nun wieder mit seiner Fähigkeit den historischen Stoff spannend und anschaulich anhand vieler Bilder darzustellen. Sein überaus erfolgreiches Buch „70/71 Preußens Triumph über Frankreich und die Folgen“ zeigte uns nicht nur die deutsche Sicht auf, sondern eben auch die Sicht der Franzosen. Neben einem prägnanten Abriss der Vorgeschichte, des Krieges selbst und der Folgen, verstand es Dr. Bremm eben auch seine zwei Thesen, die er in seinem Buch vertritt, dem Publikum darzulegen. Zum einen, dass Bismarcks Reichsgründung nicht schon automatisch vor dem Krieg als logische Konsequenz aus dem Sieg über Frankreich an dessen Ende stehen musste, sondern sich vielmehr so aus der günstigen Situation ergab. Zum anderen vertritt Dr. Bremm die These, dass keine direkte Linie von 1871 ins Jahr 1914 zeigte und somit sieht er den Ersten Weltkrieg nicht als Revanchekrieg für die Schmach von 1871. Er begründet dieses damit, dass Bismarck die Franzosen geschickt auf das Feld der Kolonialpolitik verwiesen habe und eben bis 1914 die Zurückgewinnung Elsass-Lothringens nicht auf der Tagesordnung der französischen Eliten gestanden habe. Gerade solche Thesen beleben die Diskussion – und nicht nur deswegen wurde es im Anschluss noch ein gemütlicher Abend mit „Engelssecco“ bei dem Dr. Bremm noch einige neu erworbene Bücher signierte. Nicht zu vergessen, im Vorfeld des Abends konnten die BGV-Mitglieder noch einen Blick in die Ausstellung werfen, die an den im letzten Jahr coronabedingt ausgefallenen 200. Geburtstag eines Zeitungs-Kommentators des Krieges von 70/71 erinnerte. Friedrich Engels schrieb einen Kommentar in „The Pal Mall Gazette“. Nachdem von Dr. Bremm über die Defizite der französischen Logistik und Organisation gegenüber der Preußen zu erfahren war, sowie dem Zaudern und der Defensive der französischen Generalität, lässt sich die Verwunderung des selbsternannten Militärexperten Engels in seinem Kommentar in der englischen Zeitung vom 28.07.1870 nachvollziehen: “ Wenn die Franzosen keine große Offensive planen würden, ergäbe doch ihre Kriegserklärung überhaupt keinen Sinn?“ (Bremm: 70/71, S. 79)