Am 10. September 2021 kamen bei wechselhaftem oberbergischen Wetter mit Sonne und Starkregen fast 20 Mitglieder des BGV Oberberg im Park von Schloss Gimborn zusammen und wurden vom Schlossherrn Peter Freiherr von Fürstenberg herzlich willkommen geheißen. Grund war der Willkommenstreff für Neumitglieder, der wegen der Corona-Lage erst jetzt wieder stattfinden konnte.
Der Schlossherr gab den Gästen einen detaillierten Einblick in die abwechslungsreiche Baugeschichte der Anlage, die sich von einem befestigten Hof, der erstmals 1180 urkundlich erwähnt wurde, zu einem prächtigen Renaissancebau entwickelte. Große Bedeutung für die Entwicklung hatte von Anfang an eine sehr ergiebige Quelle, die bis heute mehrere Teiche speist. Hier betrieb die Familie Felder, heute in Engelskirchen als Bäcker bekannt, eine Getreidemühle, es entstand ein Sägewerk und ein Schmiedehammer, eine frühe Keimzelle des Edelstahlwerkes Schmidt & Clemens in Kaiserau.
Grundmauern der mittelalterlichen Burg sind bei großer Trockenheit noch heute im Park zu erahnen. Im Mittelalter war sie an der Schnittstelle des Herzogtums Berg und der Grafschaft Mark nacheinander im Besitz verschiedener Rittergeschlechter (Creuwel, Isengarten, Bourscheidt, Nesselrode, Quad, Harff), bis sie 1550 durch Heirat an die Familie Schwarzenberg kam.
Wilhelm von Schwarzenberg diente der spanischen Krone als Reiteroberst und fiel 1557 in der Schlacht von St. Quentin. Sein Sohn Adolf trat in seine Fußstapfen, als habsburgischer Heerführer erwarb er sich Verdienste in den Türkenkriegen (u.a. 1598 Befreiung der Festung Raab an der Donau, die sich auch im Schwarzenberger Wappen mit abgeschlagenem Janitscharenkopf wiederspiegelte). Kaiser Rudolf II. ernannte ihn zum Reichsgrafen, darauf begann seine Witwe Margarete 1602 mit dem Bau eines neuen Schlosses, das der neuen gesellschaftlichen Stellung genügen konnte.
Ihrem Sohn Adam, zunächst wie der Vater Offizier, dann Rat in Jülich und schließlich brandenburgischer Minister, gelang es, die Herrschaft Gimborn dank seiner guten Beziehungen zum brandenburgischen Kurfürsten Georg Wilhelm zu erweitern (1630 freie Reichsherrschaft) und mit dem Amt Neustadt zu verbinden. Gimborn stiftete er einen großen Turm.
Nach seinem Tod 1641 richtete sich das politische und dynastische Interesse der Schwarzenberger gen Wien, wo sie am kaiserlichen Hof hohe Ämter einnahmen und im Habsburger-Reich einen großen Landbesitz erwarben. 1670 wurden sie in den Reichsfürstenstand erhoben. Von Gimborn, weit entfernt vom Kernbesitz, trennten sie sich 1782.
Neuer Besitzer wurde Johann Ludwig von Wallmoden, unehelicher Sohn des englischen Königs Georg II. und Botschafter des Kurfürstentums Hannover in Wien. Gleichzeitig wurde er Reichsgraf von Wallmoden-Gimborn mit eigenem Münzrecht. Obwohl seine Hauptresidenz Hannover war, hat er auch in Gimborn Spuren hinterlassen (Abriß der alten Burganlagen und Umbauten des Schlosses, Förderung des Schulwesens, Armenunterstützung). Die Franzosen machten 1806 seiner Herrschaft ein Ende, nur das Schloss und seine Güter in Gimborn durfte er als Privatmann behalten.
Von den Gimborner Liegenschaften trennte sich sein Sohn Thedel 1813 bzw. 1817 und verkaufte sie an den westfälischen Grafen Paul Burchard von Merveldt, der 1824 eine neue Kirchenglocke mit seinem Wappen stiftete. Von 1835 an war die Familie Stolberg zu Stolberg Eigentümerin des Schlosses. In diese Zeit fiel der Neubau der Kirche (1867) mit dem prächtigen Epitaph für Adam von Schwarzenberg. Die Erben des Grafen Cajus von Stolberg verkauften Gimborn 1874 an die Freiherren von Fürstenberg, die heutigen Besitzer.
Das Schloss wird für Tagungen der Intenational Police Association genutzt. In ihr sind Polizeiangehörige aus 65 Ländern zusammengeschlossen.
Nach dem Rundgang auf dem Schlossgelände konnte die Gruppe bei Kaffee und Kuchen im Schlosshotel ihre Eindrücke im Gespräch noch weiter vertiefen. Auch die imposante Rummel-Karte von 1802/03, eine sehr detailgetreue Karte des Gimborner Landes, wurde gezeigt.
Für das Jahrhundertjubiläum des BGV Oberberg 2024 wurden weitere Exkursionen auf den Spuren der Schwarzenberger angeregt, vielleicht ein Betätigungsfeld für unsere Neumitglieder, die wir hiermit noch einmal herzlich begrüßen und denen wir viel Vergnügen im Verein wünschen.
Text: Harald Meißner, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf
Beiträge zur Oberbergischen Geschichte: Gimborn – Schwarzenberg – Wallmoden
Bahrfeldt, Max v./Berger, Frank: Zur Mümzprägung Johann Ludwigs von Wallmoden-Gimborn (1736-1811). BOG 5, S. 66-71
Baudach, Hans-Jochen: Baugeschichte von Schlossanlge und Schloss Gimborn. BOG Bd. 10, S. 11-23
Burghardt, Franz Josef: Die Anfänge der schwarzenbergischen Herrschaft Gimborn-Neustadt 1610-1630. BOG Bd. 9, S. 33-44
Dellingshausen, Friedrich Adolph Freiherr v.: Adam Graf von Schwarzenberg, Herrenmeister der ev. Ballei Brandenburg des Johanniterordens (1625-1641). BOG Bd. 14, S. 11-29 (erscheint im Nov. 2021)
Hamburger, Kurt: Die Landesaufnahme von Gimborn-Neustadt 1802/03 im Kontext der Epoche. BOG Bd. 13, S.27-40
Schellberg, Wolfgang: Die Herren von Gimborn (1407-1537). BOG Bd. 2, S. 44-49
Schellberg, Wolfgang: Die Herren von Gimborn (1537-1991). BOG Bd.3, S. 35-45
Rothkopf, Alexander: Graf Adolf von Schwarzenberg, der Sieger von Raab 1598. BOG Bd. 2, S. 50-62
Rothkopf, Alexander: Erinnerungen an Adam von Schwarzenberg an Hand seiner Hinterlassenschaften. BOG Bd. 5, S.47-65
Rothkopf, Alexander: Gibt es einen Gimborner Taler? BOG Bd. 3, S. 81-85