Polizei und alter Adel – Kamingespräch auf Schloss Gimborn

In diesem Herbst hat der BGV Oberberg ein neues Format aufgelegt, um seine Mitglieder und Freunde mit weiteren Facetten der Heimatgeschichte bekannt zu machen. In unregelmäßigen Abständen finden an historischen Orten im Oberbergischen Abende am Kamin in gemütlicher und entspannter Atmosphäre statt, interessante Gesprächspartner geben hier Einblick in ihr Leben und ihre Arbeit.
Den Auftakt machte am 10. November 2022 Schloss Gimborn, ein Begegnungsort in einem ganz besonderen Spannungsfeld. Hier weitab vom Trubel der Welt trifft ein auf den ersten Blick verträumtes Märchenschloss auf die Polizei einer nicht immer harmonischen Welt. In der Abgeschiedenheit der bergischen Landschaft bietet sich für die Angehörigen der International Police Association, die sich hier in ihrem seit 1969 bestehenden Informations- und Bildungszentrum zu Fortbildungsveranstaltungen treffen, eine perfekte Plattform zur Beschäftigung mit relevanten Themen der Polizeiarbeit, die im Alltag oft zu kurz kommen. Davon konnte René Kauffmann, der Leiter des Bildungszentrum, an diesem Abend sehr anschaulich berichten. Zusammen mit Peter Freiherr von Fürstenberg, seit fast 50 Jahren Schlossherr in Gimborn, schilderte er, wie es zu dieser ungewöhnlichen Zusammenarbeit kam.
Schloss Gimborn ist seit 1874 im Besitz der Familie Fürstenberg. Land- und forstwirtschaftliche Liegenschaften gehören ebenso zum Besitz wie auch ein Schlosshotel. Dem Baron Fürstenberg ist es ein großes Anliegen, nicht nur das Erbe seiner Väter adäquat zu verwalten, sondern ihm auch einen sinnvollen und vernünftigen Weg in die Zukunft zu ebnen. Nachhaltige Bewirtschaftung gehört dazu, aber es müssen auch andere Einkünfte erschlossen werden, denn die Erhaltung der alten Gemäuer ist aufwendig und kostspielig.

Dr. Bathe begrüßt die Gäste des Abends

Dies konnte der Moderator Dr. Uwe Bathe, Kunsthistoriker und Restaurateur, aus seiner eigenen praktischen Tätigkeit in Gimborn bestätigen. Neben der Bewahrung der Bausubstanz gehören aber auch Ausgaben für einen wirksamen Brandschutz und die Bereitstellung einer hochmodernen Tagungstechnik dazu. Von den etwa 50 Veranstaltungen, die das IBZ jährlich für weit über 1.000 Polizistinnen und Polizisten aus der ganzen Welt auf Schloss Gimborn durchführt, sind viele mehrsprachig. Simultandolmetscher sorgen für ein perfektes Verstehen.
Die internationalen Gäste reisen meist über die Flughäfen in Köln und Düsseldorf an und werden von einem IBZ-eigenen Shuttle abgeholt. Die Themen der oft einwöchigen Seminare sind vielfältig. Von Sicherheitsschulung und Terrorismusbekämpfung spannt sich der Bogen aber auch zu ganz persönlichen Dingen wie Stressabbau und „seelische Eigensicherung“.
Ein Programm, sehr im Sinne von Arthur Troop, einem englischen Polizisten, der 1950 die IPA mit dem Ziel gründete, nicht nur die dienstliche, sondern auch die private Kommunikation seiner Kollegen in aller Welt zu stärken und damit die im Zweiten Weltkrieg empfindlich gestörte Zusammenarbeit bei der Verbrechensbekämpfung wieder aufzubauen. „Dienen durch Freundschaft“ war und ist die Devise der weltumspannenden Organisation, die auch viel Herzblut in Jugendarbeit und Nachwuchsförderung steckt. 1955 kam die deutsche Sektion hinzu, heute umfasst die IPA 360.000 Mitglieder in 65 Ländern.

„Dienen durch Freundschauft“ – Gründer und Motto der International-Police-Association

Für den ebenfalls weltgewandten Baron Fürstenberg ein idealer Partner, der nicht nur Mieteinnahmen, sondern auch immer wieder Impulse beisteuert, die für die Zukunftssicherung von Schloss Gimborn wichtig sind. Die Einrichtung verfügt über 38 Gästezimmer und hat Platz für Tagungen und Feiern aller Art. Also kein Schloss im Dornröschenschlaf, sondern ein Ort voller Leben – incl. ungeplanter Teilnahme der heimischen Polizei an allzu realistischen IBZ-Planspielen.
Die Zeit am Kamin verging wie im Fluge. Nicht alle Fragen konnten gestellt werden. Aber es ist sehr gut gelungen, einmal mehr hinter die Kulissen von Schloss Gimborn und des IBZ zu schauen. Co-Moderator Marcus Dräger dankte beiden Gesprächspartnern für ihre tatkräftige Unterstützung und die Bereitschaft, sich in ihre Alltagswelt schauen zu lassen. Bei Häppchen und kräftigem Rotwein klang der erste Kaminabend des BGV Oberberg in der Turm-Bar des Schlosses aus.
Text und Fotos: Harald Meißner

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