Oh du schöner Westerwald – Besuch der Residenzstadt Hachenburg

Nach drei Jahren Corona-Pause ist der BGV-Oberberg am 13. Mai 2023 zu seiner ersten Tagesexkursion in die südliche Nachbarschaft aufgebrochen – in die Westerwälder Residenzstadt Hachenburg, wie der Südwesten des Oberbergischen Kreises – Stammlande der Grafen von Sayn. Daher fühlte man sich fast heimisch, wo einem von jeder Ecke der goldene Saynische Löwe anschaute.

Saynscher Löwe am Brunnen

Und dieses im wahrsten Sinne des Wortes, denn entgegen dem Bergischen Löwen, der nach links schaut, blickt der Saynische Löwe den Betrachter direkt an. Zudem ist er ebenso wie der Bergische Löwe, doppelt geschwänzt, blau bezungt und blau betatzt. Da es nur so von Sayn-Wittgensteinschen Wappen wimmelte, war auch an vielen Ecken und Enden unsere Homburg in Wappen zu entdecken. Vielleicht brachte diese Wappenlandschaft und die vielfältigen Saynschen Verpflechtungen einen Autor der 1820er Jahre dazu zu schreiben, „der nördlichste Zipfel des Westerwaldes ist die Grafschaft Homburg vor der Mark“ – unser Homburger Ländchen.

Mit dem Hachenburger Stadtarchivar, Dr. Jens Friedhoff, der als Historiker mit seiner Burgenforschung weit über den Westerwald hinaus bekannt wurde, konnten wir einen kompetenten Führer gewinnen, der nicht nur eine gewöhnliche Stadtführung machte, sondern auch die Schlüssel zu so manchem Denkmalschatz dabeihatte. So für den Vogtshof, ein Fachwerkbau vom Beginn des 17. Jahrhunderts, in dem heute die Stadtbücherei untergebracht ist und auch für das Hachenburger Schloss.

Aufmerksame Zuhörer im Vogtshof

Nach dem Mittagessen im über 400 Jahre alten Gasthaus Zur Krone, ging es ins Schloss, in dem heute die Hochschule der Deutschen Bundesbank untergebracht ist und dessen Inneres sich dem Auge der Öffentlichkeit durch hohe Mauern und schmiedeeiserne Tore entzieht. Der Barockbau des bedeutenden Architekten Julius Ludwig Rothweil wurde in seiner heutigen Form zwischen 1715 und 1746 erbaut. Dass die alte Saynische Residenz so gut renoviert erstrahlt, verdankt sie übrigens einem Gummersbacher Stadtdirektor: Dr. Hans Georg Emde (1919-2013), der von 1950 bis 1955 an der Landeszentralbank in Gummersbach tätig war und 1968/1969 Stadtdirektor von Gummersbach. Er wirkte von 1973 bis 1987 im Direktorium der Deutschen Bundesbank und setzte sich für Kauf und Renovierung des Schlosses Hachenburg ein. Dafür wurde er 1982 zum Ehrenbürger der Stadt Hachenburg ernannt.

Schlosshof Hachenburg

Nach dem Rundgang durchs Hachenburger Schloss ging es zum Kaffeetrinken nach Schloss Friedewald, einem bedeutenden Renaissancebau von 1580. Zum Abschluss in die größte und schönste Barockkirche des Westerwaldes nach Daaden, das ebenso wie Friedewald bei einer Teilung der Grafschaft unter zwei Erbtöchtern im 17. Jahrhundert an die Grafschaft Sayn-Altenkirchen gelangte. Die Geschichte der Grafschaft Sayn ist über 800 Jahre von Erbtöchtern und ihren Ehemännern geprägt. So gelangte diese Grafschaft schon 1247 an die Familien Sponheim, 1605 an die Grafen Sayn-Wittgenstein und nach dem 30-jährigen Krieg teilt sich die Grafschaft in Sayn-Altenkirchen unter den Herzögen von Sachsen Eisenach und in Sayn-Hachenburg unter dem Grafen von Manderscheid-Blankenheim. In einem späteren Erbgang dann an die Burggrafen von Kirchberg und zuletzt über die Fürstin Louisa Isabella an die Fürsten von Nassau-Weilburg, bzw. bis 1866 an das Herzogtum Nassau. Somit wuchs im Hachenburger Schloss eine der Stammmütter der heutigen Großherzöge von Luxemburg auf. Auf dem Weg von Au an der Sieg nach Hamm überquert man nicht nur die heutige Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz, sondern auch die ehemalige Bergisch-Sayn-Hachenburgische bzw. Bergisch-Nassauische Grenze. Denn Rosbach gehörte bis zur Kommunalreform zur Bürgermeisterei Dattenfeld und somit bis 1932 zum Kreis Waldbröl.

Text: Marcus Dräger, Fotos: Marcus Dräger, Harald Meißner, Dr. A. Rothkopf

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