Das Bergische Land auf alten Karten

Mit diesem Titel wurde insofern etwas tiefgestapelt, da wir mit dem Vortrag von Herrn Dipl. Geograph Uwe Schwarz aus Bensberg am 21. März 2024 eine tiefgreifende Einführung in die Geschichte der Kartographie geboten bekamen, die der Referent auf unterhaltsame Art und gut bebildert präsentierte. Nachdem Ptolemäus schon im 2. Jahrhundert eine Karte der damals bekannten Welt anfertigte, worauf wir uns östlich von Köln zumindest schon grob verorten können, werden in der Rheinlaufkarte von 1555 des Caspar Vopelius (1511-1561) zwischen den wunderschön kolorierten, bewaldeten Hügeln des Bergischen Landes nicht nur der bergische Löwe gezeigt, sondern auch die Orte „Gumerspach“, „Wipperf.“ „Numerick“, „Ründeraid“, „Gimborn“, „Lintlau“ und „Homborg“. Auch wenn Siegburg fälschlicherweise links der Sieg eingezeichnet ist, so setzt diese Karte Maßstäbe und ist heute in der Herzog August-Bibliothek in Wolfenbüttel ausgestellt, wo sie 2015 auf der Exkursion des BGV, Abt. Oberberg schon bestaunt wurde.

Auf der bedeutenden Karte „Germania“ des berühmten Gerhard Mercator, die kurz nach seinem Tod von seinem Sohn Rumold veröffentlicht wurde, finden sich insgesamt 1.700 Siedlungen auf einem Ausschnitt von immerhin 1,2 Mio. km². Als einziger Oberbergischer Ort findet sich „Neustadt“ neben Lennep, Siegen und Siegburg. Gerhard Mercator gilt zweifelsohne als Reformator der Kartographie seit Ptolemäus, auf den u.a. die heute von uns allen gewohnte Nordung von Karten zurückgeht.

Ein weiteres für den bergischen Bereich ergiebiges Werk ist die Karte von Johannes Gigas (1582-1637) „Erzbistum Köln, südlicher Teil“ von 1620, auch wenn sich hier unter den vielen verschiedenen Schreibweisen Ründeroths, im Laufe der Jahrhunderte die außergwöhnlichste findet: „Wederaedt“ und der Ort zudem südlich der Hohen Warte eingezeichnet ist. Schon 1596 hatte Matthias Quad eine bedeutende Karte der Diözese Köln herausgegeben. Besonders, weil sie im ersten, in deutscher Sprache erschienenen Atlas enthalten war, den Quadt in Köln veröffentlicht hatte. Hier wird die Agger als Acker bezeichnet. Wir möchten aber nicht über die noch lange in Karten und auch amtlichen Urkunden üblichen Lautverschiebungen in Eigennamen wettern, sie regen vielmehr beim Betrachten alter Landkarten zum Schmunzeln an.

Die Zuhörer merkten schnell, die Kartographie ist ein Spiegel der Geschichte, finden sich die damals üblichen Territorien mit „Duché de Berg“ oder „Comté de Hombourg“ dort, wo heute „Oberbergischer Kreis“ oder „Rheinisch-Bergischer-Kreis“ steht.  Es ist eine hohe Kunst in den Karten anhand von verschiedenen Signaturen, nicht nur Landes- und Amtsgrenzen zu zeigen, sondern auch Kirchen und gar einzelne Häuser, verschieden klassifizierte Straßen und Wege, Fließ- und stehende Gewässer, sowie künstlich angelegte Wasserläufe mit Brücken, Fähren und Mühlen, Hämmern, Hütten und Bergwerken zu verdeutlichen. Somit erscheinen die Kartographen als wahre Künstler ihres Fachs. Bedeutende Vertreter für unseren Bereich in späterer französischer und preußischer Zeit waren Carl Friedrich von Wiebeking, Jean Joseph Tranchot und Friedrich Carl von Müffling.

In der ersten reinen Gewässerkarte Deutschlands, 1710 von Philipp Heinrich Zollmann veröffentlicht, finden sich auch die bergischen Flüsse und Bäche. Zum Schluss bekamen die Zuhörer noch das Rätsel zu lösen, wie das Bergische Land bei der Internationalen Weltkarte von 1928/29 auf das Blatt München kam – dadurch dass München in dem gezeigten Bereich die größte Stadt war. So blieb am Ende des Vortrages ein tief beeindrucktes Publikum zurück, bei dem der Funke der Begeisterung für die hohe Kunst der Kartographie übergesprungen war. Dafür gilt dem Referenten großer Dank.

Text: Marcus Dräger. Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

Wir danken für die freundliche Genehmigung zur Abbildung der Karten: Dipl. Geograph Uwe Schwarz, GeoFan, Bensberg    https://www.geofan.de/startseite/impressum/

Eine Übersicht über die vom BGV Oberberg herausgegebenen Karten finden Sie unter:

https://www.bgv-oberberg.de/?page_id=1122

 

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