Wo nicht alle hinkommen – Stift Ehreshoven öffnet BGV-Neumitgliedern seine gute Stube

Am 7. März 2024 trafen sich 18 Neumitglieder und Freunde des Bergischen Geschichtsvereins in Schloss Ehreshoven, um nach drei Jahren wieder einmal an einem Begrüßungstreff teilzunehmen. Der Ehreshovener Event-Manager Lucas Einsiedel erläuterte Vergangenheit und Gegenwart des alten Adelssitzes im Aggertal, dessen Geschichte bis ins 13. Jh. zurückreicht. Die baulichen Anfänge des jetzigen Schlosses gehen bis in die Mitte des 14. Jh. zurück. Wenige Jahre später gelangte die Burg in den Besitz der Grafen von Nesselrode, die hier ein halbes Jahrtausend residierten.
Mit der kinderlosen letzten Besitzerin Marie von Nesselrode ging die Familientradition in Ehreshoven allerdings zu Ende. Das Schloss mit seinen umfangreichen land- und forstwirtschaftlichen Gütern wurde an die Rheinische Ritterschaft, einen Zusammenschluss von rheinischen Uradelsgeschlechtern, vermacht, die hier heute ihren Sitz hat. 1924 wurde ein von der Ritterschaft schon lange geplantes Damenstift verwirklicht, in dem mittellose unverheiratete katholische Adelige Aufnahme fanden und einen würdigen Lebensstil pflegen konnten. Mittlerweise ist die Anzahl der Stiftsdamen auf sechs Personen zurückgegangen.
Neben Wald und Feld hat das Stift aber auch noch andere lukrative Einnahmequellen, um die nicht unerheblichen Unterhalts- und Instandhaltungskosten bestreiten zu können. Hierzu gehören private Veranstaltungen wie Hochzeiten und Tagungen, das Schloss war aber auch schon oft stimmungsvolle Kulisse in Märchen- und Spielfilmen und in Fernsehserien. Auch der Tourismus hat in Maßen Einzug gehalten, ist doch der Rhein mit seinen Kreuzfahrtschiffen nicht allzu weit.
Von großer Bedeutung für die Regionalgeschichte ist auch das Vereinigte Adelsarchiv im Rheinland, dessen Bestände aus 20 Adelsarchiven in Ehreshoven aufbewahrt und hier vom Landschaftsverband Rheinland für interessierte Historiker fachkundig erschlossen werden. Daneben ist im ehemaligen Gutshof die Malteser-Kommende mit ihren Einrichtungen untergebracht.
Das Schloss ist in Privatbesitz und kann normalerweise nicht besichtigt werden, um die satzungsgebundenen Aufgaben nicht zu gefährden. Für das Treffen wurde allerdings eine Ausnahme gemacht: Neben den eindrucksvollen Außenanlagen konnte die Gruppe auch einige der prächtig ausgestatteten Säle im Innern besuchen. Besonders die profunde Sachkenntnis, die unser 2. Vorsitzender Dr. Uwe Bathe in seiner langjährigen Tätigkeit als Restaurator auf Schloss Ehreshoven erworben hat, kam den Neumitgliedern sehr zugute.
Nachdem man die mächtige und geräumige Vorburg passiert hat, steht man vor dem imposanten Hauptgebäude, das Elemente aus Renaissance und Barock harmonisch vereinigt. Vorburg und Schloss wurden im ausgehenden 17. Jh. errichtet, wie auch das über dem Haupteingang angebrachte Allianzwappen Nesselrode-Leerodt zeigt. Der Eintritt in die Steinhalle, einen der größten und repräsentativsten Räume des Schlosses mit seiner mächtigen Malteserfahne und dem beherrschenden Großporträt des bergischen Herzogs Wolfgang Wilhelm, soll den Besucher sofort von der politischen und gesellschaftlichen Bedeutung des Adelsgeschlechtes Nesselrode überzeugen, das im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Würdenträger und hohe Beamte in bergischen Dienste stellte. Der Steinboden aus Lindlarer Marmor bestimmt die Dimension des Raumes, die folgenden Säle sind zwar etwas kleiner, aber nicht weniger prunkvoll. Eine perfekte Stuckdekoration mit farbenfrohen Deckengemälden, u. a. in der sog. Affenkammer oder im Roten Salon, sorgen für ein fürstliches Ambiente. Mit zunehmender Entfernung vom Steinsaal werden die Räume privater, eine kleine Bibliothek lädt zum Schmökern ein.
Auf der linken Seite befinden sich die Räume der Stiftsdamen, von denen einige auch Mitglied im BGV Oberberg waren, davor betritt man einen mit kunstvollen Möbeln ausgestatteten Speisesaal, in dem auch die Sitzungen des Ritterrates stattfinden. Die Wände sind mit einer ursprünglich farbenprächtig bemalten Kalbsledertapete dekoriert, die Stühle tragen die Wappen der bedeutendsten rheinischen Adelsgeschlechter.
Weiter führt der Weg zur kleinen Burgkapelle, die als einer der älteren Teile des Schlosskomplexes aus dem ausgehenden 16. Jh. stammt, sehenswert ist besonders das aus der Fassade herausragende Chorfenster mit seinen Glasmalereien.
Am Ende der Führung stand die Galerie der Ritterhauptleute. Die Rheinische Ritterschaft wurde 1837 gegründet und seither von bedeutenden Persönlichkeiten durch die Fährnisse der Zeit geleitet. Erwähnt wurde besonders Philipp von Boeselager, im militärischen Widerstand gegen Hitler aktiv, nach dem Krieg ein gefragter Forstwirt und einflussreicher Waldbesitzer-Funktionär und Mitbegründer des Malteser-Hilfsdienstes.
Die Veranstaltung schloss mit der Erinnerung an Karl Robert von Nesselrode, Diplomat, Außenminister und Kanzler der russischen Zaren. Nach ihm wurde die auch heute noch in Gourmet-Restaurants gereichte Süßspeise Coupe Nesselrode benannt. Bedeutender für die nachnapoleonische Zeit war allerdings die von ihm entscheidend mitgestaltete Nachkriegsordnung.
Text: Harald Meißner Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf

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