Als der BGV Oberberg am 27. September 1924 zuerst in Gummersbach und dann im November in Waldbröl gegründet wurde, hatte Deutschland schwere und entbehrungsreiche Jahre hinter sich. Weltkrieg und Inflation hatten das Land in eine tiefe Krise gestürzt. Ein Ausweg, um inneren Halt und eine stabile Identität zu finden, war die intensive Beschäftigung mit der Heimatgeschichte, im Oberbergischen und an vielen anderen Orten im Reich auch.
Die Erforschung der lokalen Vergangenheit sollte ebenfalls Leitplanken für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft setzen. Dabei ging es nicht um eine romantische Verklärung früherer Epochen, sondern um das nüchterne Bestreben, eine manchmal sehr mühsame Aufklärungsarbeit zu betreiben, und zwar in doppelter Hinsicht: Sammlung und Analyse der historischen Fakten und die Weitergabe der Ergebnisse an zukünftige Generationen, die ihrerseits die Fackel der Aufklärung weitertragen sollten.
Diese wichtige Funktion der Geschichtsvereine betonten sowohl der Vorsitzende des BGV-Gesamtvereins Prof. Dr. Wolfgang Hasberg in seinem Festvortrag wie auch der stellvertretende Landrat Tobias Schneider in seinem Grußwort. Geschichtsforschung sei kein Selbstzweck in verstaubten Gelehrtenstuben, sondern müsse das Weltbild gerade der jungen Menschen erweitern und Ihr Bewusstsein für das Verständnis der gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Tage schärfen. Nur mit dem Wissen um die regionale Vergangenheit könne eine selbstbewusste und menschenwürdige Prägung von Gegenwart und Zukunft gelingen.
Marcus Dräger, Vorsitzender des BGV Oberberg, zählte u.a. die vielen Instrumente auf, die der Verein im Laufe seiner langen Geschichte entwickelt hat, um Heimaterforschung und Identitätsfindung voranzutreiben. Hierzu gehören neben Exkursionen in die nähere und weitere Umgebung und eine umfangreiche publizistische Tätigkeit auch die Durchführung von Ausstellungen und eine gewissenhafte Beschäftigung mit Spezialthemen (z.B. Glocken und Orgeln im Oberbergischen). Ein Rückgrat der Vereinsarbeit sind die seit 1986 erscheinenden „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“.
Garanten für die Kontinuität des Geschichtsvereins waren aber auch seine Vorstände, die z. T. mehrere Jahrzehnte in ihren Positionen wirkten, anfangen mit Dr. Walter Becker, in dessen Zeit die Errichtung des Heimatmuseums auf Schloss Homburg fiel. Mit Hilfe seiner Kollegen gelang es auch, die schwierigen Jahre des Nationalsozialismus einigermaßen unbeschadet zu überstehen, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dräger verwies auch auf die besonderen Leistungen von Oskar Osberghaus, Klaus Pampus, Kurt Hamburger und seines unmittelbaren Vorgängers Dr. Alexander Rothkopf, Träger des Rheinlandtalers, der den Verein mehr als drei Jahrzehnte geleitet hatte.
Die Festveranstaltung war sehr gut besucht, der BGV konnte zahlreiche Mitglieder und Gäste in der Neuen Orangerie auf Schloss Homburg begrüßen, darunter auch viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Diese erfreuliche Resonanz und das große Interesse am vor einem Monat erschienenen Jubiläumsband bestärken Vorstand und Beirat in der Fortsetzung ihrer Arbeit. Ein tragfähiges Konzept hat sich hundert Jahre bewährt, mit Anpassungen und Modernisierungen wird es auch in der Zukunft spannende Ergebnisse und Erlebnisse ermöglichen als „Quell geistigen Genusses, innerer Freude und zum Verständnis der Vergangenheit und Gegenwart“ (BGV 1924).
Begleitet wurde die Festveranstaltung vom Pantomimen Philipp Astor („Pantomime Act mit Koffer“) und dem Posaunisten und Pianisten Bernt Laukamp, ehemaliges Mitglied der WDR Big Band.
An den offiziellen Teil schloss sich ein gemütliches Beisammensein mit Häppchen und Getränken an, das einen idealen Rahmen für viele interessante Gespräche bot.
Der BGV Oberberg dankt Herrn Robert Puppel und Herrn Kai Hollenstein und ihren Teams für die hervorragende Betreuung und dem Oberbergischen Kreis für die herzliche Gastfreundschaft.
Text: Harald Meißner, Fotos: Dr. Anna Eiter-Rothkopf
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