In einer Kooperation der CulturKirche Oberberg mit dem Katholischen Bildungswerk Oberberg und dem Bergischen Geschichtsverein fand am 25. Oktober 2024 in der CulturKirche Osberghausen ein Vortrag über den Engelskirchener Journalisten und ehemaligen Chefredakteur der „Bergischen Wacht“ Edmund Schiefeling statt. Der Heimatforscher und ehemalige Schulrektor Peter Ruland hat sich schon lange intensiv mit dessen Leben und Wirken befasst, u.a. auch im Band 15 der „Beiträge zur Oberbergischen Geschichte“. Anhand vieler zeitgenössischer Darstellungen und seltener Fotografien, teilweise aus dem Besitz der Familie Schiefeling, zeichnete der Referent auch ein vielschichtiges Bild der Geschichtsepoche, die Schiefeling prägte.
1882 in einfache Verhältnisse geboren, Vater Josef war Steindrucker bei einer Engelskirchener Zeitung und musste die Familie mit fünf Kindern ernähren, absolvierte Schiefeling nach der Volksschule eine kaufmännische Lehre und arbeitete bei der Engelskirchener Kleinbahn. Seine wahre Berufung fand er aber, als der Vater sich mit einer eigenen Druckerei selbständig machte und 1907 mit Unterstützung der katholischen Kirche eine eigene Zeitung gründete, die zunächst an drei, dann an sechs Wochentagen erschien. Die „Bergische Wacht“ stand der Zentrums-Partei nahe, die die Interessen des politischen Katholizismus vertrat.
Schiefeling jun. erwies sich als ausgesprochener Vollblut-Journalist und brillanter Analytiker der gesellschaftlichen Prozesse seiner Zeit. Schön früh erkannte er die heraufziehende Gefahr durch extreme politische Strömungen, die der jungen Weimarer Republik erheblich zusetzten. Mit großer Zivilcourage warnte er als Chefredakteur und Herausgeber in seiner Zeitung, deren Leitung er nach dem Tod des Vaters 1917 übernommen hatte, vor den zerstörerischen Bestrebungen des im Oberbergischen erstarkten Nationalsozialismus. 1932 feierte die Zeitung, auch überregional bekannt und geschätzt, ihr fünfundzwanzigjähriges Jubiläum, Glückwünsche kamen auch von der preußischen Regierung in Berlin.
NS-Funktionär Robert Ley sah in Schiefeling einen Hauptgegner und versuchte sofort nach der „Machtergreifung“, Zeitung und Verlag in Engelskirchen in die Hand zu bekommen. Schiefeling floh nach Holland, kehrte dann aber zurück, weil er das vom Vater übernommene Erbe nicht kampflos aufgeben wollte. Er wurde verhaftet und eine Odyssee durch Gefängnisse und Schutzhaftlager schloss sich an. Die NS-Diktatur bemächtigte sich zwar letztendlich der Zeitung, Schiefelings Überzeugungen und Kampfgeist konnte sie aber nicht brechen.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches holte die britische Militärregierung den ehemaligen Kommunalpolitiker, bis 1933 leitete Schiefeling die Zentrumsfraktion im Engelskirchener Gemeinderat, wieder in die öffentliche Verwaltung. Als freigewählter Engelskirchener Bürgermeister kümmerte er sich selbstlos um den Wiederaufbau des in den letzten Kriegswochen stark zerstörten Ortes. Doch seine Gesundheit war angeschlagen, nach einem Schlaganfall starb Edmund Schiefeling im März 1947.
Schiefelings Persönlichkeit und Wirken ist in Engelskirchen und im Oberbergischen unvergessen. In Engelskirchen trägt ein Hauptplatz seinen Namen, in diesem Jahr wurde eine multimediale Informationsstele aufgestellt. Noch wichtiger ist aber die Vorbildfunktion, die er bei Jugendlichen in der Region ausübt. Sein Leben zeigt, dass Freiheit und Demokratie keine billigen Geschenke sind, sondern immer wieder neu errungen, manchmal auch erkämpft werden müssen.
Dr. Bernhard Wunder (KBW Oberberg) und Marcus Dräger (BGV Oberberg) dankten dem Referenten Peter Ruland für seinen kenntnisreichen Vortrag. Ein anschließender Umtrunk gab Gelegenheit zu einem weiteren Meinungsaustausch, über den sich auch die Zielperson des Abends gefreut hätte.
Text und Fotos: Harald Meißner